"Plötzlich holte mich die Kindheit wieder ein und alte Ängste werden zur Realität", sagte Sigrid Klemm zu Beginn einer Veranstaltung in der Stadtbibliothek. Die 80-Jährige ist eine der vielen Zeitzeugen, die die Chemnitzer Bombennacht am 5. März 1945 erlebten. Um die schrecklichen Kindheitserinnerungen besser zu verarbeiten, hat sie in den letzten Jahren viele Gedichte und Kurzgeschichten geschrieben sowie eindrucksvolle Bilder gemalt. Auszüge aus der Fülle ihrer Werke stellte Sigrid Klemm den Besuchern vor.

 

Conny Hartmann regt zum Nachdenken an

Moderiert wurde die Veranstaltung von Journalistin Conny Hartmann. Immer wieder schlug Sigrid Klemm die Brücke zu den aktuellen Kriegsereignissen in der Ukraine. Sie trug Werke wie "Kellerkinder" oder "Chemnitz - meine Wiege" vor und sorgte für betroffene Stille bei den Zuhörern. Ursprünglich war die Veranstaltung als Lesung zu einem aktuellen Buch geplant. Sigrid Klemm hatte sich auch mit dem Thema Corona intensiv auseinandergesetzt, viel gedichtet und gezeichnet. Conny Hartmann hat all diese Werke im Buch "Maskenball" zusammengefasst. Auch daraus lasen die beiden Frauen vor, ernteten nachdenkliches Nicken und anerkennenden Applaus. "Auch Corona ist eine Art Krieg, das Virus wirkt wie eine Bedrohung für uns alle. Nur geschieht alles ohne lautes Grollen", so die Künstlerin. Sigrid Klemm hat bereits ein neues Buchprojekt in Arbeit und äußerst einen großen Wunsch. "Ich hoffe, dass Putin zur Besinnung kommt, dass wieder Frieden einzieht und unseren Kindern, Enkeln, Urenkeln schreckliche Kriegserlebnisse erspart bleiben.