Die auf Pappe gemalten Worte habe ich noch vor Augen. Herbst 1989. Wir demonstrierten für Mitbestimmung, Meinungsvielfalt, ehrliche Berichterstattung, für kulturelle Öffnung und mehr. Dafür gingen wir auf die Straße. Keine Gewalt! Angesprochen war die Staatsmacht, Polizei, Staatssicherheit.
Bitte - auch als Selbstverpflichtung
Ein bisschen Mut hatte ich, aber viel mehr Angst. Denn ein halbes Jahr vorher waren in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens Panzer über friedlich Demonstrierende gerollt. Diese "chinesische Lösung" fürchtete ich. Keine Gewalt - das war und ist eine Bitte. Nicht nur im Blick auf die gegenwärtigen Kriege, sondern auch als Selbstverpflichtung. Ich kenne mich und weiß, wie begrenzt meine Freundlichkeit und Toleranz sind. Irgendwann platzt mir der Kragen. Auch mit der Sprache kann ich andere verletzen, immer mit dem Anspruch im Recht zu sein.
Gewalt auch im Wahlkampf
Im vergangenen Wahlkampf ist mir viel Gewalt aufgefallen: Verächtlichmachen des politischen Mitbewerbers und drohende Formulierungen auf den Plakaten. Ich möchte gern mit anderen gewaltfrei reden und agieren. Das muss ich üben. Gott helfe mir!