Die Elternzeit bietet berufstätigen Eltern in Deutschland die Möglichkeit, sich in den ersten Lebensjahren intensiv um ihr Kind zu kümmern. Eltern haben einen gesetzlichen Anspruch auf bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind, die eine Freistellung von der Arbeit mit Kündigungsschutz, jedoch ohne Gehaltszahlung vorsieht. Das Ziel ist, Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen.
Flexible Gestaltungsmöglichkeiten für Familien
In Deutschland können Eltern die Elternzeit flexibel gestalten, um sowohl die Bedürfnisse des Kindes als auch ihre eigenen beruflichen und persönlichen Ziele zu berücksichtigen. Innerhalb der ersten drei Lebensjahre können bis zu 24 Monate Elternzeit in bis zu drei Abschnitte unterteilt werden. Diese Flexibilität erlaubt es, wichtige Meilensteine des Kindes oder berufliche Anforderungen bei der Planung zu berücksichtigen. Für Eltern, die zusätzlich ihre beruflichen Qualifikationen erweitern möchten, bieten einige Bundesländer ergänzend die Möglichkeit der Bildungskarenz. Diese kann entweder im Anschluss an die Elternzeit oder begleitend zur Teilzeitarbeit genutzt werden. Weitere Informationen zur Bildungskarenz und den entsprechenden Regelungen bieten spezielle Informationsseiten und Beratungsstellen.
Elterngeld, ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus im Überblick
Elterngeld bietet finanzielle Unterstützung während der Elternzeit. Das Basiselterngeld wird bis zu 14 Monate gezahlt und beträgt in der Regel 65 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens vor der Geburt, maximal 1800 Euro pro Monat.
ElterngeldPlus ist eine flexiblere Variante, die eine längere Bezugsdauer ermöglicht, wenn die Eltern in Teilzeit arbeiten. Der Partnerschaftsbonus bietet einen zusätzlichen Anreiz für Eltern, die sich die Betreuung des Kindes teilen und beide in Teilzeit arbeiten. Bei Mehrkindfamilien gibt es einen Geschwisterbonus von 10 % des regulären Elterngeldes, und bei Mehrlingsgeburten erhalten Eltern einen Zuschlag von 300 Euro. Ab dem 1. April 2024 gilt für Paare mit einem Einkommen über 200.000 Euro eine Einkommensgrenze für den Bezug von Elterngeld.
Vergleich der Elternzeitregelungen in Deutschland und Österreich
In Österreich existiert anstelle der "Elternzeit" die "Elternkarenz". Eltern können hier bis zu 24 Monate Karenzzeit flexibel aufteilen. Eine vollständige Aufteilung wie in Deutschland ist jedoch nicht möglich. Auch die finanzielle Unterstützung unterscheidet sich: Statt Elterngeld gibt es das Kinderbetreuungsgeld, bei dem Eltern zwischen einer einkommensabhängigen Variante (80 % des Nettoeinkommens) und einem Pauschalmodell wählen können.
Im Unterschied zu Deutschland, wo Eltern bis zu 32 Stunden pro Woche in Teilzeit arbeiten dürfen, sind in Österreich maximal 13 Stunden pro Woche erlaubt. Dies soll sicherstellen, dass die Karenzzeit vorrangig der Kinderbetreuung dient. Der Kündigungsschutz ist in beiden Ländern stark geregelt; Eltern sind während der Karenz bzw. Elternzeit vor einer Kündigung geschützt und haben Anspruch auf die Rückkehr zu ihren bisherigen Arbeitsbedingungen.
Insgesamt bietet das deutsche Modell mehr Flexibilität bei der Aufteilung der Elternzeit und der Teilzeitmöglichkeiten, während das österreichische Modell eher auf eine klare Auszeit zur Kinderbetreuung ausgerichtet ist.
Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn
Die Elternzeit ermöglicht es Eltern, sich intensiv um ihr Kind zu kümmern, ohne ihre berufliche Zukunft zu gefährden. Das Arbeitsverhältnis ruht während der Elternzeit, und der Anspruch auf Rückkehr zu den ursprünglichen Arbeitsbedingungen bleibt bestehen. Diese Regelung gibt Eltern Sicherheit für den Wiedereinstieg.
Dennoch können längere Elternzeiten Auswirkungen auf die Karriereentwicklung und Rentenansprüche haben. In Berufen, in denen sich Kenntnisse schnell ändern, benötigen Betroffene nach einer längeren Pause oft zusätzliche Einarbeitungszeit. Eine frühzeitige Planung und Abstimmung mit dem Arbeitgeber sind daher für einen reibungslosen Wiedereinstieg wichtig.
Vereinbarkeit von Familie und Karriere
Viele Unternehmen unterstützen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, z. B. durch flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice und betriebliche Kinderbetreuung. Gesetzliche Regelungen wie der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr und die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit während der Elternzeit schaffen ebenfalls wichtige Grundlagen.
Studien zeigen, dass vor allem Mütter häufig längere Auszeiten nehmen und in Teilzeit arbeiten, was sich langfristig auf ihre Karriere und Rentenansprüche auswirken kann. Eine ausgewogene Aufteilung der Elternzeit und flexible Arbeitszeitmodelle helfen, diese Effekte zu minimieren.
Optionen zur Verlängerung der Elternzeit
Eltern können die Elternzeit bis zum achten Geburtstag des Kindes verlängern. Jeder Elternteil hat Anspruch auf bis zu 36 Monate Elternzeit pro Kind, wobei nach dem dritten Geburtstag maximal 24 Monate in Anspruch genommen werden dürfen. Der Antrag auf Verlängerung muss schriftlich beim Arbeitgeber spätestens 13 Wochen vor Antritt eingereicht werden. Der Arbeitgeber kann die Verlängerung ablehnen, muss Anträge jedoch prüfen und in Härtefällen genehmigen.
Zukunftsplanung mit Elternzeit und Bildungskarenz
Die Elternzeit kann auch Raum für die berufliche Weiterentwicklung bieten. Viele nutzen diese Zeit, um sich durch Weiterbildungen oder ein berufsbegleitendes Studium neue Qualifikationen anzueignen. In einigen Bundesländern gibt es die Möglichkeit der Bildungskarenz, die es Eltern erlaubt, sich bis zu einem Jahr weiterzubilden. Die Bildungskarenz kann direkt im Anschluss an die Elternzeit genommen werden.
Durch die Kombination von Elternzeit und Bildungskarenz haben Eltern die Möglichkeit, Familie und Beruf langfristig in Einklang zu bringen. Die gewonnene Zeit kann sowohl für die Kinderbetreuung als auch zur Erweiterung beruflicher Qualifikationen genutzt werden, was eine solide Grundlage für die Zukunft schafft.
erschienen am 08.11.2024