Region. Turbulente Zeiten für Unternehmen und Handwerksbetriebe der Region. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, anhaltende Kostensteigerungen und Auftragsrückgänge gefährden mittlerweile Existenzen. Die regionale Wirtschaft steht am Rande einer Rezession. Das geht aus der aktuellen Herbstumfrage unter den Mitgliedern der Handwerkskammer (HWK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Chemnitz hervor. "Die Ergebnisse der Konjunkturbefragung sind ein Weckruf", sagt Max Jankowsky, Präsident der IHK Chemnitz.
Nur jeder zweite Betrieb bewertet Lage als "gut"
Im Handwerk habe sich die Lage zum Vorjahr zwar leicht positiv entwickelt - was vor allen an den gesunkenen Energiepreisen liegt - dennoch seien die Geschäftserwartungen der Betriebe besonders stark rückläufig: Nur noch knapp die Hälfte (48 Prozent) der Betriebe bewerten ihre Lage als gut und 37 Prozent als befriedigend. Auch die Unternehmen, die als Zulieferer für die Industrie arbeiten, sind von einer rückläufigen Entwicklung betroffen. Die Nahrungsmittelbetriebe haben sich durch die sinkenden Energiepreise stabilisiert. Das Kfz-Handwerk, was vor allem mit der Instandhaltung der laufenden Fahrzeuge beschäftigt ist, gibt eine gute Geschäftslage an. Ebenfalls positiv äußern sich die Kunsthandwerke für den gehobenen Bedarf.
"Konjunkturmotor des Handwerks leidet"
Handwerkskammer-Präsident Frank Wagner: "Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: Die konjunkturelle Berg- und Talfahrt, die wir seit 2020 erleben, nimmt kein Ende. Während einige Gewerke im Handwerk erfreulicherweise wieder eine leicht positive Geschäftslage vermelden und auch optimistischer in die Zukunft blicken, stehen andere Bereiche vor schwierigen Zeiten. Gerade der Baubereich, der in den letzten Jahren eigentlich jeder Krise getrotzt hat und der Konjunkturmotor des Handwerks war, leidet enorm unter der zurückgehenden Nachfrage und hohen Materialkosten."
Fachkräftemangel immer größer
Hinzu kommt - über das gesamte Handwerk hinweg - der immer stärker zu spürende Mangel an Fach- und Arbeitskräften. "Diese Lage kann das Handwerk unter den aktuellen Rahmenbedingungen aber nicht allein lösen", so Wagner Statt Einsparungen oder programmatischen Diskussionen benötige man vielmehr zielführende und kurzfristige politische Entscheidungen bei Investitionen, Fachkräftemangel und dualer Berufsausbildung, Digitalisierung und Bürokratieabbau, die der Wirtschaft im Ganzen helfen und nicht einzelne Bereiche bevorzugen.
Negative Erwartungen in allen IHK-Branchen
Der Einbruch des Lageindikators bei IHK-Unternehmen ist vor allem den Rückgängen in den Bereichen Industrie, Einzelhandel und Verkehr geschuldet. Diese Branchen sind besonders von den Preissteigerungen, Materialengpässen, Auftragsrückgängen sowie der Konsumflaute betroffen. Die Erwartungen sind in allen IHK-Branchen negativ. Die Gründe hierfür seien laut IHK-Präsident vielschichtig: im Bau etwa bereiten steigende Zinsen und hohe Materialkosten Sorgen, die Verkehrsbranche sieht sich durch die anstehende Mauterhöhung enormen Kosten gegenüber, während der Gastronomie der wieder steigende Mehrwertsteuersatz Sorgen bereitet.
"Standort Deutschland verliert weiter an Boden"
"Nach den überstandenen Krisen der letzten Jahre bedeuten sinkende Umsätze für viele Unternehmen, deren Kapitalrücklagen durch Pandemie und Kostenexplosionen aufgezehrt sind, eine ernste Existenzbedrohung", fasst Max Jankowsky, Präsident der IHK Chemnitz, die Umfrage zusammen. "Zudem verliert der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb immer weiter an Boden. Steuerlast, Lohn- und Energiekosten, überbordende Bürokratie und ein demografisch bedingter Fachkräftemangel führen bereits heute dazu, dass Investitionsentscheidungen gegen den Standort Deutschland fallen. Es bedarf einer Rückbesinnung auf die Stärken des Landes und der Region: Unternehmertum, Schöpfergeist und technologisches Knowhow."