Der Chemnitzer FC ist am Donnerstagabend mit einem 0:0 gegen Halle in die Fußball-Saison 2024/25 der Fußball-Regionalliga Nordost gestartet. In den kommenden Monaten trifft die Mannschaft von Cheftrainer Christian Tiffert unter anderem auf die Mannschaften vom ZFC Meuselwitz, den FC Eilenburg oder den FSV Luckenwalde.
Vor 40 Jahren ging es durch Europa
Das sah vor 40 Jahren ganz anders aus. Der damalige FC Karl-Marx-Stadt hatte sich für den Internationalen Fußballcup für Clubmannschaften qualifiziert. "Wir hatten damals mit der Auslosung richtig Glück", erinnert sich Ex-Spieler Frank Uhlig. Denn die Himmelblauen trafen durchweg auf "Westmannschaften". So wurde gegen Sturm Graz (Österreich) , Malmö FF aus Schweden sowie dem FC Luzern aus der Schweiz gespielt. Der FCK schlug sich hervorragend und verpasste als Zweiter nur knapp den Staffelsieg. Graz wurde zu Hause 2:1 geschlagen, in Österreich hieß es 1:1. Gegen Malmö gab es einen Heimsieg (2:1). "Dort sind wir aber 0:3 unter die Räder gekommen", so Uhlig. Gegen Luzern hieß es in der Schweiz nach einer 2:0 Führung durch zwei späte Gegentore noch 2:2, in Karl-Marx-Stadt wurden die Eidgenossen 5:0 bezwungen. Dieses Spiel fand fast auf den Tag genau vor vier Jahrzehnten am 28. Juli 1984 im Dr.-Kurt-Fischer-Stadion Karl-Marx-Stadt statt. Die Tore erzielten vor 7000 Zuschauern Joachim Müller (2), Jürgen Bähringer, Uwe Heß und Matthias Birner.
"Erfinderische Projekte" zu den Auswärtsspielen
Auf den Auswärtsreisen machten sich die ostdeutschen Spieler nicht nur Gedanken über die Taktik, sondern auch um Möglichkeiten, die private Reisekasse aufzubessern. Denn die Kicker aus der DDR bekamen nur ganz wenig Taschengeld mit auf dem Weg. Möglichkeiten, die Mark der DDR umzutauschen, gab es nicht. Da in Skandinavien schon vor 40 Jahren der Alkohol sehr teuer war, fanden die Wodka-Flaschen, die in den Sporttaschen mancher FCK-Spieler mitgeführt wurden, reißenden Absatz. Auch in die Schweiz wurde eine wertvolle Fracht mitgeführt. "Ich hatte den Tipp bekommen, dass dort Ferngläser von Carl-Zeiss-Jena hoch im Kurs stehen", erinnert sich Torhüter Michael Kompalla. In Luzern wurde der Deal über Kurt "Kudi" Müller abgewickelt. Der ehemalige Nationalspieler der Schweiz, der von 1972 bis 1975 für Hertha BSC auflief, bestätigte das Geschäft. "Ich habe die Gläser gern entgegen genommen. Das Geld haben die Fußballer unter anderem bei mir im Sportgeschäft wieder ausgegeben", sagte der heute 76-Jährige. Am Ende hätten alle Beteiligten daraus ihren Vorteil gezogen.
Freundliche Gastgeber bleiben in Erinnerung
Uwe Heß hatte zwar kein Fernglas mit in die Schweiz geschmuggelt, war aber dennoch von der Reise überwältigt. "Wir trafen in Luzern auf sehr aufgeschlossene und freundliche Gastgeber. Sie luden uns bei unserem dreitägigen Aufenthalt sogar zu einer Reise rund um den Vierwaldstätter See ein", erklärt der ehemalige Kicker, der sich aktuell im Ehrenrat des Chemnitzer FC engagiert.
erschienen am 26.07.2024