Chemnitz. Mehr als zwei Jahre nach dem Sanierungsstart der Hartmannfabrik und acht Monate vor der offiziellen Eröffnung des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres war es am Freitag soweit: Zahlreiche Vertreter aus Politik und Kultur verfolgten am Vormittag die offizielle Schlüsselübergabe durch den Investor - die Unternehmerfamilie Pfeifer - an die Chemnitz 2025 gGmbH.
Kulturhauptstadt-Team bezieht Büroräume
Das Kulturhauptstadt-Team bezieht in den kommenden Wochen die Büroräume im Gebäude. Mit der Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres am 18. Januar 2025 wird die Hartmannfabrik dann als Besuchs- und Informationszentrum die zentrale Anlaufstelle für Gäste sowie ein Ort für Veranstaltungen sein. Oberbürgermeister Sven Schulze spannte in seinem Grußwort den historischen Bogen zum einstigen Besitzer der Immobilie, dem "sächsischen Lokomotivkönig" Richard Hartmann: Es sei anfangs immer schwer, einen Zug in Bewegung zu versetzen, "aber wenn er erst einmal rollt, weiß man, dass der Anstoß richtig war." Staatssekretär Thomas Popp ergänzte: "An diesem Gebäude sehen wir, wie sich Chemnitz seiner industriekulturellen Geschichte verpflichtet fühlt und sich gleichzeitig neu erfindet."
Viele Erneuerungen
In der Tat musste in der einstigen Eisenbahnfabrik einiges erneuert werden, wie Investor Udo Pfeifer von der Nexus Immobilien GmbH berichtete: "Es gab im Laufe der Bauarbeiten einige Überraschungen. Neben der Dachkonstruktion war auch der Boden nicht mehr zu retten. Teilweise mussten sogar die Fundamente erneuert oder untersetzt werden." Umso mehr freut sich jetzt die kaufmännische Geschäftsführerin der Chemnitz 2025 gGmbH, Andrea Pier, auf die bevorstehenden Monate in den neuen Räumen. "Wir wollen einen lebendigen Willkommensort schaffen. Die Menschen sollen im kommenden Jahr einen positiven Eindruck von Chemnitz und der Region mitnehmen." Als eine der sogenannten Interventionsflächen gehört die Hartmannfabrik zu den Infrastrukturmaßnahmen, die für die Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 realisiert werden. Die Investitionskosten beliefen sich auf rund 10 Millionen Euro. 970 000 Euro wurden durch ein Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes sowie aus Mitteln des Freistaates Sachsen zur Verfügung gestellt. Die Fabrik wird durch die Stadt auch über das Kulturhauptstadtjahr hinaus bis 2029 angemietet.
Zahlreiche Besucher
Nach der offiziellen Schlüsselübergabe am Vormittag standen der Nachmittag und Abend im Zeichen der offenen Tür. Zahlreiche neugierige Besucher schauten sich die sanierten Räume an - der Andrang war enorm, die Warteschlange lang. "Es ist toll, was aus dem maroden Gebäude geworden ist", sagte Klaus Lang, der mit seiner Frau nach einer Dreiviertel Stunde Wartezeit endlich in das Gebäude gelangte.
Attraktionen vor Fabrik
Vor dem Haus konnten Besucher mehr über das Projekt #3000Garagen erfahren. Auf einer Bühne gab es Musik, unter anderem von den jungen Talenten des Studio W.M. - Werkstatt für Musik und Theater Chemnitz. Sie präsentierten Ausschnitte aus den weltweit bekanntesten Musicals wie "Die Schöne und das Biest" oder "Mamma Mia". In der Hartmannfabrik zeigte der Chemnitzer Geschichtsverein historische Aufnahmen des Gebäudes.
Der sächsische Lokomotivkönig
Das Haus ist eng mit der Industriegeschichte der Stadt verknüpft. Richard Hartmann war einer der bedeutendsten Industriellen der Stadt Chemnitz (1809 - 1878). Im Jahr 1848 stellte sein Betrieb die erste Dampflokomotive her, was ihm den Ruf als "sächsischen Lokomotivkönig" einbrachte. Die Hartmannfabrik wurde um das Jahr 1860 erbaut. Da die Fabrik in ein riesiges Hallenkonglomerat der Hartmannwerke (später Sächsische Maschinenfabrik) integriert war, ist eine genauere Datierung schwierig. Mit dem Verwaltungsgebäude (heutige Polizeidirektion) ist die Hartmannfabrik der einzige noch übrig gebliebene Bau der ehemaligen Hartmannwerke. Die Sächsischen Maschinenfabriken/Richard Hartmann AG bestand bis ins Jahr 1930. Die Halle wurde mindestens seit 1990 nicht mehr genutzt und verfiel.
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