Samstag, 15:20 Uhr: Der Schiedsrichter pfeift die Regionalliga-Begegnung des Chemnitzer FC ab - und es gibt kein Halten mehr. Tausende von Fans stürmen auf den Rasen und feiern ausgelassen, aber gänzlich friedlich gemeinsam mit Mannschaft, Betreuern und Offiziellen den hochverdienten Drittligaaufstieg ihres Teams. Nein, wir sprechen nicht vom 18. Mai 2019, sondern vom 21. Mai 2011. Die Himmelblauen haben den großen Staffelfavoriten Rasenballsport Leipzig lange hinter sich gelassen und mit einem Sieg am vorletzten Spieltag auch noch gegen diesen schier unbezwingbaren Konkurrenten den Aufstieg gefeiert. Gefühlt sind die Momente eine Ewigkeit her, aber während diese Zeilen getippt werden, sind sie sofort wieder gegenwärtig.
Auch an diesem Samstag wird rund um das" Stadion - An der Gellertstraße" kräfitg gefeiert werden. Einer der Sponsoren offeriert Freibier, auf dem Parkplatz wird eine Bühne aufgebaut und die Mannschaft wird sich nach Spielende zu den feierwütigen himmelblauen Anhängern gesellen. Aber irgendetwas wird anders sein. Mannschaft und sportlich Verantwortliche haben Großartiges geleistet in dieser Saison - das steht außer Frage. Aber die Nähe vieler Fans zum Verein und die Nähe des Vereins zu einer größeren Gruppe Fans hat gelitten - völlig unabhängig von der unsäglichen Trauerzeremonie am 9. März. Da kommt es auch nicht von ungefähr, dass in der Pressemitteilung, die zum Feiern einlädt, explizit darauf hingewiesen wird, dass die Fans nach der Partie den Rasen nicht betreten dürfen. Konsequenzen nicht ausgeschlossen.
Dass der Verein einen "geordneten Platzsturm" aufgrund der besonderen Beobachtung durch den NOFV vermeiden möchte, ist nachvollziehbar. Man hätte die Anhänger aber auf andere Art und Weise dafür sensibilisieren können. So rückt der eigentlich dringend notwendige Schulterschluss zwischen Anhängern und dem Club, der angesichts der weiter prekären wirtschaftlichen Lage und den großen Aufgaben, die kommende Saison im Profifußball warten, dringend notwendig wäre, ein weiteres Stück in die Ferne.