Chemnitz. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember werben die Arbeitsagentur und das Jobcenter Chemnitz für Inklusion und machen auf das Potenzial von Menschen mit Handicap aufmerksam. Sie setzen sich dafür ein, Menschen mit Behinderungen als Teil der Lösung des Arbeits- und Fachkräftemangels wahrzunehmen. Vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten helfen Unternehmen dabei, Menschen mit Behinderungen auszubilden, einzustellen oder weiterzubilden.
Anteil arbeitsloser Schwerbehinderter ist leicht gesunken
Von insgesamt 10.638 arbeitslosen Menschen sind 704 schwerbehindert (Stand: November 2023). Im Vergleich zum Vorjahr sind das 22 Personen bzw. drei Prozent weniger.
Menschen mit Handicap sind gut qualifiziert und motiviert
Ein Großteil der Chemnitzer Arbeitslosen mit Behinderung ist formal gut qualifiziert. Rund 60 Prozent haben eine betriebliche, schulische oder akademische Ausbildung abgeschlossen. Mehr als 70 Prozent haben einen Schulabschluss, die meisten davon die Mittlere Reife oder Abitur. Mit Blick auf ihre berufliche Zukunft wünschen sich viele einen Vollzeit-Job. Beliebt sind Berufe in der Produktion und Fertigung, im Verkehrs- und Logistikbereich sowie in organisatorischen Tätigkeiten, der Verwaltung und der Buchhaltung.
Weg aus der Arbeitslosigkeit ist nicht so einfach
"Obwohl das Qualifikationsniveau schwerbehinderter Arbeitsloser hoch ist, wissen wir, dass ihr Weg aus der Arbeitslosigkeit heraus schwieriger ist. Mehr als die Hälfte der Arbeitslosen mit Schwerbehinderung sind bereits länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet. Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, bei der Personalrekrutierung auch Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen. Oftmals stehen sie als motivierte Fachkräfte in den Startlöchern und sind mit den geeigneten Arbeitshilfen hoch leistungsfähig. Betriebe erhalten zudem finanzielle Unterstützungen bei der Einstellung schwerbehinderter Menschen. Eingliederungszuschüsse und die Finanzierung des behinderungsgerechten Arbeitsplatzes sind nur einige Beispiele. Die Vermittlerinnen und Vermittler des Arbeitgeber-Services von Arbeitsagentur und Jobcenter sowie die Beraterinnen und Berater des Reha-Teams stehen Unternehmen und Schwerbehinderten, die auf der Suche nach einer Ausbildung oder einem Job sind, zur Seite", sagte Daniel Börner, Bereichsleiter der Arbeitsagentur Chemnitz.
Beschäftigung schwerbehinderter Menschen in Chemnitz
300 Schwerbehinderte sind in Chemnitzer Unternehmen beschäftigt. Der Großteil (3.177) ist älter als 45 Jahre.
Knapp 39 Prozent der Chemnitzer Unternehmen erfüllen Beschäftigungspflicht vollständig
Gemessen an allen beschäftigungspflichtigen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber kommen 39,2 Prozent vollständig ihrer gesetzlichen Pflicht zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen nach. Unternehmen mit durchschnittlich mindestens 20 Arbeitsplätzen sind gesetzlich verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen und darüber eine Anzeige bei der zuständigen Agentur für Arbeit abzugeben.
Agentur für Arbeit und Jobcenter fördern berufliche Teilhabe - ein besonderes Projekt
Die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Chemnitz unterstützen die Einstellung von Schwerbehinderten. Betriebe, die Menschen mit Behinderung einstellen, können zusätzliche finanzielle Unterstützung über mehrere Jahre hinweg erhalten.
So werden beispielsweise im Projekt "Brücken bauen" (Förderprogramm "Rehapro") schwerbehinderte, langzeitarbeitslose Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen dabei unterstützt, eine angemessene berufliche Tätigkeit zu erhalten oder bei festgestellter Nichterwerbsfähigkeit im Verfahren der endgültigen Feststellung der Erwerbsfähigkeit begleitet. Für die Zeit danach wird ein weiterführendes Unterstützungsnetzwerk aufgebaut. Beide Ziele werden mit einem ganzheitlichen sozialpädagogischen Ansatz verfolgt. Auch die gesundheitliche Stabilisierung von Teilnehmenden und/oder die Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Teilhabe sind wichtige Bestandteile.
Die Besonderheit: Das Gro der Mitarbeitenden im Projekt ist selbst gesundheitlich eingeschränkt. Die Projektverantwortliche im Jobcenter ist blind, eine Mitarbeiterin des Trägers musste sich nach einem Arbeitsunfall mit über 40 noch einmal komplett beruflich umorientieren, ein anderer Lotse hat eine Sprachbehinderung und Kinder, die die Körperbehindertenschule besuchen. Sie wissen genau, was die Ratsuchenden bewegt. "Brücken" werden zu Arbeitgebern, untereinander, zu Selbsthilfenetzwerken und zu sozialen Unterstützungsangeboten gebaut.
Außerdem unterstützen die Technischen Beratungsfachkräfte der Agentur für Arbeit bei der Planung, Beschaffung und Finanzierung von Arbeitshilfen im Betrieb, sodass die Ausbildungs- und Beschäftigungsaufnahme gut gelingen kann. Weitere Informationen hier zur Förderung von Menschen mit Behinderung.
erschienen am 30.11.2023