Der Fußball hat eben seine eigenen Gesetze. Das erkannte schon Berti Vogts, der einmal konstatierte, dass der "Tabellenführer der Fußball-Bundesliga den Spitzenreiter jederzeit schlagen kann". Und so haben gerade Derbys eine besondere Brisanz. Der punkt- und torlose FSV Zwickau konnte am Sonntag beim bisher gegentorlosen und mit 4 Punkten respektabel in die Saison gestarteten Chemnitzer FC gewinnen. Und nicht nur das: Die Schwäne fuhren den ersten Punktspielsieg in Chemnitz seit Dezember 1995 ein, damals im Sportforum. Der letzte Sieg im heutigen Stadion - An der Gellertstraße datierte sogar aus dem Februar 1977 - Torschütze damals ein gewisser Heinz Dietsch. Doch das ist nun Geschichte - ebenso wie die gegentorfreie Zeit der Himmelblauen, was natürlich auch Cheftrainer Christian Tiffert nervte. Dieser vermisste hin und wieder ein wenig den Mut bei seinen Spielern: "Man muss sich, gerade in einem Derby, eben auch trauen. Unser Spiel war heute in gewissen Phasen ein bisschen zu schläfrig und zu behäbig. Da haben wir nicht die richtigen Mittel gefunden", so Tiffert.

 

CFC-Kapitän Müller mit der Leistung nicht zufrieden

 

Auch CFC-Kapitän Tobias Müller musste eingestehen, "dass wir gerade in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt haben. Dann kommen wir mit Schwung aus der Pause, haben gute Chancen und in diese Phase trifft Zwickau zum 0:1. Das haben sie dann mit Mann und Maus verteidigt, da haben wir nicht die richtigen Lösungen gefunden. Und dann war es insgesamt nicht die Leistung, wo man sagt, damit holt man einen Heimsieg im Derby", schätzte der 31-Jährige realistisch ein.

 

Rico Schmitt und der "verdammte Sonntag"

 

Deutlich erfreuter war freilich Gästetrainer Rico Schmitt: Der gebürtige Karl-Marx-Städter gab zu, dass nach dem "miserablen Saisonstart schon ein paar Ziegelsteine runtergefallen sind heute". Deshalb wäre für mich die Überschrift heute "absolut verdienter Auswärtssieg", der ihn vor allem auch für die vielen mitgereisten FSV-Fans freut. Denen haben wir heute nach dem Auftritt in Zehlendorf "richtig viel zurückgeben können". Und sah sich nach den Problemen rund um den Saisonstart bei den Muldestädtern in den letzten Wochen vielleicht auch ein bisschen wie Al Pacino im US-Filmklassiker "An jedem verdammten Sonntag", bei dem die Schauspiellegende als Cheftrainer einer Football Mannschaft mit immens vielen Problemen zu kämpfen hat, bevor sich am Ende doch noch alles irgendwie zum Guten wendete. Es schien jedenfalls kein Zufall, dass er die Metapher vom "verdammten Sonntag" in seinen Ausführungen nach der Partie gleich mehrfach bemühte.

 

"Immenser Druck" war da

 

"Wir und auch ich haben in den letzten Wochen schon einen immensen Druck gespürt", so Schmitt, der einihr mutige Entscheidungen traf und vor allem mit Lucas Hiemann im Tor goldrichtig lag. Der 25-Jährige, der in Chemnitz aufwuchs und Sohn der himmelblauen Torhüterlegende Holger Hiemann ist, dankte das Vertrauen mit guten Paraden und strahlte über die 90 Minuten große Sicherheit aus. "Das Potential haben ganz viele Spieler in der Regionalliga. Aber man muss es im Leistungssport Fußball eben "an jedem verdammten Sonntag" auch abrufen", fasste der 55-Jähriger Übungsleiter Schmitt abschließend zusammen.