Heute stellen wir euch eine ganz besonders außergewöhnliche Band vor. Faun haben sich der Musik aus längst vergangenen Welten verschrieben, erzählen Geschichten und Legenden über Mystik und Mythen aus verschiedenen Teilen und Zeiten der Welt. Die Paganfolkband aus Bayern schafft es die Zuhörer mit ihrer Melancholie auf eine Reise mitzunehmen, ohne in den Kitsch zu verfallen. Lange schon sind sie gern gesehener Gast auf Mittelalterspektakeln und Festivals. Nun kommen Faun am 16. September in die Stadthalle Chemnitz und präsentieren ihre Lieder zum wiederholten Mal vor den Chemnitzer Fans, die die Band in der Vergangenheit stets mit viel Jubel empfing. Mittlerweile sind Faun auf der ganzen Welt bekannt und gehen demnächst in ganz Europa, darunter auch die Türkei, Finnland und Spanien auf Tour. Jetzt kommen sie aber erst einmal in die Stadthalle und BLICK-Redakteurin Anika hat mit Sänger und Songwriter Oliver Pade von Faun im Interview gesprochen.
Interview mit Oliver Pade
BLICK: Wie geht es euch als Band und wie habt ihr die Pandemie erlebt?
Oliver: "Es war natürlich eine ungewohnte Situation, weil die Konzerte weggefallen sind. Aber wir haben die viele freie Zeit genutzt, um ein eigenes Label zu gründen und einen guten Vertrieb dafür zu finden. Wir haben die Zeit außerdem genutzt, um eine neue CD zu produzieren. Und das hat der Qualität sehr, sehr gutgetan."
BLICK: Es war vor 2,5 Jahren an einem Freitag dem 13. (13. März 2020), als ich hier im BLICK-Büro saß und wusste Faun wird das letzte Konzert heute Abend in Chemnitz sein, was wir begleiten, weil zwei Tage vorher alle Events abgesagt wurden und euer Konzert bis zum Schluss noch auf der Kippe stand. Ihr war sogar schon in der Location in der Stadthalle und habt aufgebaut als es hieß, ihr dürft nicht spielen. Ihr habt damals dann ein trauriges Foto vom leeren Saal gepostet und seid wieder gefahren. Kannst du dich an eure Gefühle zu diesem Zeitpunkt erinnern. Das war der Beginn der Pandemie.
Oliver: "Ich kann mich noch gut erinnern. Es war eine fürchterlich komische Stimmung. Wir haben eine große Tour gespielt, die Märchen-Tour. Wir haben den Tag davor glaube ich in Neu-Isenburg gespielt und es wurde überall schon alles geschlossen. Aber es war ja von Bundesland zu Bundesland verschieden und wir konnten dort noch spielen, aber um uns herum war die Stimmung schon eine ganz komische. Am Anfang der Tour haben wir noch ein, zwei Witze gemacht. Am Ende konnten wir keine Witze mehr machen, die Stimmung war komplett ernst. Es gab auch noch nicht so richtig Masken. Keiner wusste, was wird passieren? Wie lange wird das dauern? Es war eine ganz komische Stimmung und wir sind dann nach Chemnitz gefahren und haben alles aufgebaut und dann standen wir auf dieser riesigen Bühne und haben dann gesagt - nein, wir müssen jetzt abblasen. Es war sehr schade und ich fand es auch nicht unvernünftig. Wir waren auch auf niemanden böse, weil man wusste halt einfach gar nichts zu dem Zeitpunkt."
BLICK: Wie fühlt man sich als Band, wenn eine Tour den 4. Termin hat? Glaubt man selbst noch dran, dass sie stattfinden wird oder wie ist das?
Oliver: "Man kann die Flinte nicht ins Korn schmeißen. Man versucht immer sein Bestes. Wir sind sechs Personen in der Band und mit der gesamten Crew sind wir so 13 bis 16 Personen und das kann natürlich auch sein, dass da Leute wegfallen. Das ist ein Risiko, mit dem muss man jetzt leben. Man tut sein Bestes und wir haben ja sehr viele Konzerte dieses Jahr spielen können. Also wir haben schon eine große Tour gemacht, haben einige Festivals gespielt. Das war so eine tolle Stimmung und man merkt auch. Und deswegen hoffe ich auch, dass das den Leuten bewusst wird, wie sehr die Kultur gefehlt hat und dieses Miteinander. Wir sind sehr dankbar, dass das wieder möglich ist und dass die Leute das auch merken. Dass das ein wesentlicher Teil des Lebens ist oder dem Leben eine wesentliche Qualität gibt und dass wir dazu beitragen dürfen."
BLICK: Ihr habt in der Zwischenzeit ein neues Album namens "Pagan" (2021) herausgebracht, werden ihr auch davon Songs spielen oder nur von "Märchen & Mythen" (2019), weil das Konzert ja das verschobene von der "Märchen & Mythen - Tour" ist?
Oliver: "Wir haben uns jetzt entschieden, dass wir eine Mischung aus beidem machen, weil es noch eine Pagantour geben wird, da werden wir leider nicht in den Osten kommen, weil wir eben diese großen Konzerte jetzt von der Märchen & Mythen - Tour spielen. Deshalb werden wir ein paar Highlights von Märchen & Mythen spielen, ein paar aus dem neuen Album und natürlich ein paar alte Hits, die einfach nicht fehlen dürfen. Es wird ein schöner Rundumschlag durch unsere Bandgeschichte und wir haben das ja so auch kürzlich so in München gespielt und das war schon ein riesiger Erfolg, ein schöner Rahmen, schönes Konzertprogramm, was auch relativ lang war. Wir haben auch Kelvin Kalvus dabei, der mit seinen Kristallkugeln Kontaktjonglage macht. Dann haben wir ein tolles Bühnenbild, also wir haben uns da auch viel Mühe gegeben, weil das ja schon ein besonderes Spektakel sein wird und nicht nur ein Konzert."
BLICK: Was ist dein Lieblingssong von "Märchen & Mythen" und welcher ist es von "Pagan"?
Oliver: "Das ist sehr schwierig, weil das ja fast alles Kinder sind. Man steckt in jeden Song unendlich viel Arbeit rein und das ist bei uns vielleicht auch anders als bei anderen Bands. Wir nehmen uns da sehr viel Zeit. Bei anderen Bands wird da oft sehr radikal entschieden, da sind die Songs ein bisschen aufgeräumter. Bei uns, wenn man so einen Faun-Song hört, kann man feststellen, dass da unglaublich viel Instrumente, unglaublich viele Spuren zu finden sind, was alles noch so mitwirkt. Das führt dazu, dass die Songs einem nicht gleich ins Gesicht springen, also vielleicht nicht so chartstauglich sind, aber dass man vielleicht beim dritten, vierten Mal Hören noch Details entdeckt und weiter eintauchen kann. Das machen wir uns natürlich sehr schwierig da durch. Das wissen wir auch, aber jeder von uns will das auch zum Hören bringen und das ist irgendwie auch unser Stil, so eine Vielschichtigkeit in die Songs zu basteln. Und deshalb ist es schwierig da eine Entscheidung zu treffen.
Mir hat zum Beispiel auf dem neuen Album die Single "Galdra" besonder gefallen. Das ist ein Stück, was aus dem Norden inspiriert ist und was sehr schön ist. Erstens hat es ein gutes Teamwork im Komponieren gegeben und zweitens haben wir so ein bisschen so eine raue, archaische Grundstimmung für uns gefunden. Und die ist mir sehr wichtig. Ich steh da total drauf. Auf diese bisschen archaischen, folkigen Sounds. Und da haben wir uns gefunden damit. Und das ist für uns auch eine ganz schöne Richtung. Das machte uns viel Freund und das kam auch sehr gut beim Publikum an. Es kann auch sein, dass wir das in Zukunft öfter mal machen."
BLICK: Ich muss sagen, dass ich den Song "Halloween" total toll finde. Ich bin ein großer Halloweenfan und ihr habt das Thema wirklich schön umgesetzt.
Oliver: "Das höre ich sehr gern. Komischerweise ist dieser Song total untergegangen. Das habe ich auch nicht kapiert. Da steckte so viel drin, gute Stimmung, das Video ist so toll, aber der ist ein bisschen untergegangen und keiner weiß warum. Manchmal sind auch andere Details schuld daran. Es gibt eine Single, die heißt "Neun Welten" und da haben wir ein sehr kunstvolles Video gemacht. Es war uns wichtig eine Katharsis auszudrücken. Obwohl man viele Sachen sieht ist da einmal ein nackter Hintern einer Tänzerin von hinten zu sehen und das dazu geführt, dass Google und Youtube gesagt haben, das ist zu viel. Wir durften dann nicht das Video auf Youtube bewerben. Also manchmal spielen da komische Sachen rein und da wird das Video dann seltener angezeigt und gesehen. Auf der großen Pagantour im Oktober werden wir "Halloween" dann auch live spielen."
BLICK: Das sind wir auch schon beim nächsten Thema. Demnächst geht ihr international auf Pagan- Tour (22 Konzerte in 14 Ländern) und Länder wie die Türkei, Spanien oder Finnland sind dabei. Auf welches Land freust du dich am meisten oder gibt es eins, in dem ihr noch nie wart?
Oliver: "Also ich freue mich irrsinnig wieder nach Frankreich und Spanien zu kommen. Da waren wir nicht oft, waren aber schon da und da ist ein total fanatisches Publikum und man merkt, die Leute singen jeden Text mit und vom ersten Ton an wird da gefeiert. Das macht riesig Spaß. Aber ich freue mich auch unglaublich darauf in die Türkei zu kommen. Die Türkei ist eines der Länder auf der Welt, wo unsere Musik am meisten gehört wird. Das hat uns auch gewundert, aber da haben wir sehr viele Hörer und wir spielen dort auch in Venues, die riesig groß sind. Also das wird sehr spannend, weil da passen tausende von Menschen rein. Wir wissen gar nicht, was uns erwartet. Außerdem ist bei mir Schweden so ein Ding. Ich liebe die schwedische Kultur, ich liebe schwedische Musik und jetzt mit meinen schwedischen Instrumenten in Schweden zu spielen ist für mich ein wichtiger Moment."
BLICK: Dann freuen wir uns für euch und sehen uns dann auf dem Konzert in Chemnitz wieder. Danke für das Interview.
Oliver: "Wir sehen und hören uns dann hoffentlich am 16. September in Chemnitz."