Dass der Rahmen eines Rennmotorrads aus Holz besteht, mutet erst mal exotisch an. Doch genau das ist die Besonderheit der ersten Rennmaschine überhaupt, die von der ehemaligen Auto-, Motorrad- und Kühlmaschinenmarke DKW (Dampf Kraft Wagen) produziert wurde. Der frühere Hauptkonstrukteur von DKW in Zschopau, Hermann Weber, entwickelte mindestens ein Motorrad von diesem Typ. Doch nach dem Kenntnisstand von Frieder Bach hat keines die Zeit bis heute überstanden. Dank seines Nachbaus ist das einzigartige Motorrad inzwischen wiederbelebt und die damalige Technik wieder greifbar.
Deutlich leichter als andere Maschinen
"Das in Zschopau gefertigte Modell war mit seinem Holzrahmen deutlich leichter als andere Maschinen", erklärt der 79-Jährige. Weitere Hersteller begannen erst drei Jahre später damit, Rennmotorräder mit einem Rahmen aus Holz herzustellen. Eine weitere Besonderheit ist der ein bis zwei PS starke Motor, der damals als Hilfsmotor für Fahrräder verwendet wurde. Die Produktion wurde nach kurzer Zeit jedoch wieder eingestellt, da die erhofften Erfolge ausblieben. Zudem schritt die Entwicklung in hohem Tempo voran.
Die Bedeutung des Motorrads
Als das Museum für sächsische Fahrzeuge im vergangenen Jahr eine Sonderausstellung zu Hermann Weber, der auch Motorradrennfahrer war, organisierte, bekamen sie von seiner Schwiegertochter Leihgaben dafür gestellt. "Ich stehe bis heute mit seiner Familie in Kontakt", verrät der Museumsgründer. Unter den geliehenen Objekten befanden sich Pokale, aber auch eine Besprechungsniederschrift aus dem Jahr 1940. Diese verfasste Hermann Weber für eine Fachzeitschrift. In dem Text beschreibt er seine Tätigkeit als Ingenieur. Außerdem enthält er eine Skizze der leichten Rennmaschine, dessen Konstruktion für die Rennbahnen der damaligen Zeit vorgesehen war. Frieder Bach wusste zuvor nichts von dem Modell und wertete das Material aus.
"Die Bedeutung des Motorrads war mir von Anfang an bewusst", erzählt der Experte. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte baute er eine Sammlung an DKW-Fahrzeugen und dessen Teilen auf. "Da ich alle originalen Teile zu Hause hatte, kam mir die Idee, das Gefährt nachzubauen, um diese Besonderheit für die Nachwelt zu erhalten." Lediglich den Holzrahmen musste er selbst anfertigen. Es dauerte rund ein halbes Jahr, bis er mit dem Nachbau des Zweirads fertig war. "Weil ich nur Originalteile verwendete, ist das Gefährt nicht fahrbereit. Dafür müssten noch die Reifen erneuert sowie eine neue Kurbelwelle angefertigt werden", sagt Frieder Bach. Das nachgebaute Motorrad ist zukünftig dauerhaft zu den Öffnungszeiten im Fahrzeugmuseum ausgestellt.
erschienen am 30.09.2022