Ab Januar wird das Chemnitzer Amtsblatt nicht mehr an die Haushalte der Bürger geliefert. Die Auflage von aktuell 130.000 wird auf 25.000 dezimiert. Geplant ist ab Januar, das Blatt an etwa 200 Verteilstellen auszulegen, so dass Bürger bei Bedarf darauf zugreifen können. Bäckereien, Supermärkte, Einzelhändler, Begegnungszentren, städtische Einrichtungen oder auch Pflegeheime sollen solche Stellen sein.
Bedeutend für die Kommunikation
Für die FDP ist da das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen. Fraktionschef Dieter Füsslein sieht das Amtsblatt als durchaus bedeutend für die Kommunikation und gerade für die älteren Chemnitzer als unerlässlich in Papierform. Demnach will die FDP einen Antrag einbringen, der das Chemnitzer Amtsblatt in seiner jetzigen Form rettet. BLICK.de befragte in einer Blitz-Umfrage alle Fraktionen.
Finanzielle und CO2-Einsparung
Dass das Amtsblatt auch weiterhin alle Menschen erreichen wird, dieser Meinung sind zum Beispiel die Chemnitzer Grünen. "Die Auslage in Geschäften des täglichen Bedarfs und Senioreneinrichtungen sorgt dafür, dass der Zugang zum Print-Amtsblatt weiterhin gegeben ist. Viele Haushalte gaben in einer im Vorfeld durchgeführten Umfrage an, nur sporadisch oder gar nicht beliefert zu werden. Für diese vereinfacht sich der Zugang zukünftig", sagt Toni Rotter von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Die Fraktion verweist in diesem Zusammenhang zudem auf die finanziellen und CO2-Einsparungen durch die kleinere Print-Auflage des Amtsblatts.
Optimistischer Blick in die Zukunft
Auch Jacqueline Drechsler von der SPD-Fraktion findet, dass es zumindest einen Versuch wert ist, das Amtsblatt etwas zu "entschlacken" wie sie sagt. "Vielleicht kommen jetzt auch ganz neue Leser dazu", blickt sie optimistisch in die Zukunft. Und wenn es nach einer gewissen Zeit doch zu viel Kritik an der neuen Umsetzung gebe, müsse sich einfach nochmal zusammengesetzt werden, so Drechsler.
Neuer Variante eine Chance geben
CDU-Stadträtin Solveig Kempe sieht das ähnlich. "Wir sollten der neuen Variante erstmal eine Chance geben", sagt sie. Es werde sich zeigen, ob die Informationen des Amtsblatt auch in Zukunft alle erreichen. "Wenn das nicht der Fall ist, muss nach neuen Möglichkeiten geschaut werden", so Kempe.
Einzelzustellungen des Amtsblattes?
Nico Köhler von der AfD sagt, dass man grundsätzlich mit der Zeit gehen, dabei aber immer auch den barrierefreien Zugang zu den Informationen aus dem Amtsblatt gewährleisten müsse. Die AfD bringt da zum Beispiel eine Einzelfallentscheidung ins Spiel: Es sollte möglich sein, Einzelzustellungen des Amtsblattes für diejenigen anzubieten, die absolut keine Möglichkeit haben, die Verteilstellen aufzusuchen.
Kein Fall für den Ramschtisch
Den Chemnitzer Linken ist es ebenfalls wichtig, sich den Veränderungen in der Informationsbeschaffung nicht zu verweigern. Dennoch müssten alle Chemnitzer niederschwellige Möglichkeiten haben, das Amtsblatt zu erhalten. "Wir sind nicht sehr glücklich, dass der Zugang zum gedruckten Amtsblatt über den Gang zum Supermarkt, zum Bäcker oder zur Tankstelle führen soll. Das Amtsblatt ist das Amtsblatt und gehört nicht auf den Ramschtisch", sagt Linken-Fraktionsmitglied Klaus Bartl.