Chemnitz. Fast 300 Stolpersteine erinnern in Chemnitz an Schicksale von Menschen, die während des nationalsozialistischen Regimes verfolgt, deportiert, ermordet oder in den Tod getrieben wurden. Eingelassen in den Gehweg, geben die kleinen Messingtafeln auf den Steinen Auskunft über die wichtigsten Lebensdaten und markieren die letzte Wohn- oder Wirkungsstätte dieser Menschen. So auch die insgesamt fünf Stolpersteine, die an die Familie Sigler erinnern. Ein Nachfahre ist diese Woche aus England angereist, um sich seiner Familiengeschichte zu widmen.

Vorfahren verwurzelt in Chemnitz

Der in England lebende Mike Sigler ist ein Nachfahre von Arthur Sigler, der 1924 am Schillerplatz 1 einen Großhandel mit Strumpfwaren eröffnete. Mittlerweile befindet sich dort die neue Universitätsbibliothek. Für die Familie Sigler sind im Jahr 2015, 2021 und 2022 insgesamt fünf Stolpersteine verlegt worden - darunter Gedenksteine für die Großeltern und den Onkel von Mike Sigler. Sein Vater Rolf ging einst auf das Staatsgymnasium, das sich in dem Gebäude in der Hohen Straße 25 befand. In dem heutigen Karl-Schmidt-Rottluff-Gymnasium besuchte er während seines Aufenthaltes eine zehnte Klasse. Am Gerhart-Hauptmann-Platz, dem Standort der Stolpersteine, traf Mike Sigler außerdem Schülerinnen der Montessori-Schule. Über den Tag hinweg wurde er von Historiker Jürgen Nitsche und Cornelia Siegel, Projektleiterin für die Stolpersteine in Chemnitz, begleitet. Gemeinsam besuchten sie den Jüdischen Friedhof und weitere Stationen der Familie Sigler in der Stadt.

 

24 weitere Stolpersteine am 14. Juni

Am Mittwoch, dem 14. Juni, werden in Chemnitz weitere Stolpersteine verlegt. An elf verschiedenen Orten in der Stadt werden insgesamt 24 der kleinen Messingtafeln in den Gehweg eingelassen. Auftakt ist 9 Uhr mit dem Stolperstein für Nathanael Siegfried Lässig an der Brauhausstraße 19. Familienangehörige, unter anderem aus den USA und Dänemark, engagierte Bürger, Vereine sowie Schüler aus drei Chemnitzer Schulen übernehmen mit der Patenschaft für die Gedenksteine deren Finanzierung und begleiten die Verlegung im Stadtgebiet. Das weltweite Projekt wurde 1993 vom Kölner Künstler Gunter Demnig ins Leben gerufen.