Das Nervensystem beeinflusst unseren Körper sehr, das ist vielen bekannt. Robert Nitzsche, Personaltrainer im Bereich Athletik- und Rehabilitationstraining ist im Umkreis von 80 bis 100 Kilometer der Einzige, der im Bereich des Neuroathletiktrainings tätig ist. Dabei handelt es sich um die Weiterentwicklung des klassischen Athletiktrainings, indem Gehirn und Nervensystem als zentrale Elemente der Bewegungssteuerung vertiefend ins Training einbezogen werden. Ich habe es getestet...
Für den Bevölkerungsquerschnitt geeignet
Mit dem Neuroathletiktraining wird eine Leistungssteigerung, Bewegungseffizienz, Verletzungsprävention und Schmerzreduktion erzielt. "Grundsätzlich betreue ich Leute jeden Alters, weil es für alle Könnensbereiche angepasst werden kann. Darunter auch Chemotherapiepatienten und Menschen mit Schlaganfällen", sagt Robert Nitzsche.
So wirkte es sich bei mir aus
Ich wollte einmal wissen, wie sich das Ganze im Körper bemerkbar macht. Nachdem ich einen Anamnesebogen ausgefüllt habe, ging es los. Er analysierte mein Gangbild. Ich sollte durch den Raum laufen. Zuerst normal und dann sollte ich aller zwei Schritte die Monate von Januar bis Dezember während des Gehens aufzählen. "Die linke Gehirnhälfte steuert die rechte Körperhälfte, die rechte Gehirnhälfte die linke. Das ging ganz gut, doch Robert Nitzsche stellte fest: "Als ich dir zum normalen Gehen die Aufgabe gestellt habe, bewegte sich auf einmal dein linker Arm mehr mit". Tatsächlich habe ich die stärkere Bewegung meines Armes selbst gespürt, aber erst als ich darauf geachtet habe.
Der Weg vom Bewegungsort zum Gehirn
"Anhand verschiedener Aufgaben und Tests schaue ich mir die neurologischen Wege vom Bewegungsort zum Gehirn an. Unsere Leistungen sind einem ständigen Regelkreis aus Input, Integration und Output unterworfen. Der Output ist das, was wir einfach messen können: wie schnell oder wie ausdauernd kann der Sportler rennen. Im klassischen Training würde man einem langsamen Sportler sagen, dass er häufiger sprinten soll und einem mit schlechter Ausdauer, dass er häufiger schwimmen gehen soll. Sind jedoch die Input- und Integrationssysteme - u.a. Augen, Gleichgewicht, Kleinhirn- in ihrer Aufnahme bzw. Verarbeitungsfähigkeit minimiert, kann man noch so hart trainieren, man wird nie viel besser werden. Genau an diesen Stellen setze ich mit der Neuroathletik an" erzählt Robert Nitzsche.
Seh- und Geruchtests wirkten sich positiv aus
Das hat er bei mir auch anhand eines Seh- sowie Geruchtests gemacht. Mein Sehvermögen ist auf meinem linken Auge schwächer als auf dem Rechten. Nach dem Sehtest führte Robert Nitzsche verschiedene Geruchsübungen mit mir durch. Durch die Reizsetzung der benachbarten Hirnnerven wurde das Sehvermögen auf dem linken Auge besser. Das hat mich besonders begeistert. Auch Atemübungen wirkten sich positiv aus.
Nervensystem ist überlebensorientiert
Das Nervensystem ist nicht darauf ausgelegt, leistungsorientiert zu sein, sondern es ist überlebensorientiert. In jedem Moment im Leben versuchen wir zu überleben. Schätzen wir eine Situation als bedrohlich ein, dann können wir nicht mehr unsere ganze Leistungsfähigkeit abrufen. Mit der Neuroathletik kann man diesem Prozess entgegenwirken. Oberste Priorität hat dabei die langfristige Verletzungsprävention, damit nachhaltig die Leistungen von Sportlern gesteigert werden können. Für mich war es eine tolle Erfahrung einen Blick in das Nervensystem zu erhalten.
Neuroathletik wurde zur Fußball-WM 2014 angewendet
Schon zur Fußball-WM 2014 erhielt das Thema erstmals eine größere Aufmerksamkeit. Lars Lienhard, ein Neuroathletiktrainer, betreute die Fußballer damals in Brasilien. Mittlerweile setzen speziell im Leistungssportbereich immer mehr Sportler und Vereine auf diese Art des Trainings. Robert Nitzsche erklärt: "Ende September 2019 hat der DFB mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker einen Neuroathletiktrainer für seine Akademie in der Abteilung Innovativion und Entwicklung eingestellt. Er hat genauso wie ich auch, vom "Erfinder" der Neuroathletik Dr. Eric Cobb aus den USA gelernt."
erschienen am 12.02.2021