Am 9. November jährte sich die Reichsprogramnacht zum 86. Mal. Im Jahr 1938 wurden in der Nacht vom 9. auf den 10. November im gesamten Deutschen Reich Gewalttaten und Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung verübt. An diesem Tag werden jährlich den Opfer des Nationalsozialismus und der Opfer der Reichsprogramnacht gedacht. In Chemnitz wurde, neben der jährlichen Putzaktion der Stolpersteine, eine Bank für den Ausschwitz-Überlebenden Justin Sonder eingeweiht.
Putzaktion in Gedenken an der Opfer des Nationalsozialismus
Mit der Zeit werden die Stolpersteine, die an Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnern, matt und unauffällig. Deswegen gibt es jährlich Aktionen, die dazu aufrufen, nach den Stolpersteinen zu schauen, diese zu reinigen und so das Gedenken wach zu halten. Die Putzaktion findet jährlich am 9. November in Gedenken an die Opfer der Pogromnacht statt. Auf Initiative der Buntmacher*innen werden die Lichterwege von vielen Institutionen, Vereinen und Engagierten organisiert.
Stolpersteine werden geputzt
Im Rahmen des Projektes, welches der Pogromnacht 1938 gedenkt, werden gemeinsam mit einem großen Netzwerk an Privatpersonen und Institutionen alle 330 Stolpersteine der Stadt geputzt und für eine Nacht mit kleinen Lichterbechern beleuchtet. Mit der Aktion soll auf die Schicksale verfolgter, vertriebener, deportierter und ermordeter Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus aufmerksam gemacht werden.
Veranstaltung zur Einweihung der Bank für KZ-Überlebenden
Am Samstag, dem 9. November, 12 Uhr wurde die "Bank für Justin Sonder" auf dem Brühl schräg gegenüber der Rosa-Luxemburg-Grundschule feierlich eingeweiht. Oberbürgermeister Sven Schulze und Christoph Heubner, Vorsitzender des Internationalen Auschwitz Komitees, luden dazu ein, bei der öffentlichen Veranstaltung dabei zu sein. Ebenfalls dabei waren der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und zahlreiche Familienangehörige von Justin Sonder.
Kretschmer: Justin Sonder war Vorbild
Die Bank soll an den Chemnitzer Ehrenbürger erinnern, der die Pogromnacht in seiner Heimatstadt erlebte, wie die Stadt mitteilte. Sonder wurde 1943 wegen seiner jüdischen Herkunft in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Er überlebte und kehrte 1945 mit seinem Vater nach Chemnitz zurück. 2020 starb er in seiner Heimatstadt. Kretschmer lobte Sonder als Vorbild. "Sein Engagement gegen das Vergessen, gesellschaftliche Spaltung und Ausgrenzungen bleibt sein Vermächtnis", so der Ministerpräsident.
Skulptur sitzend auf einer Bank
Das internationale Auschwitz-Komitee und die Stadt Chemnitz möchten an den Chemnitzer Ehrenbürger Justin Sonder in seiner Heimatstadt erinnern. Eine Skulptur, die Justin Sonder sitzend auf einer Bank darstellt, wird dazu auf dem Brühl aufgestellt. Diese soll dazu einladen, sich dazuzusetzen und mit ihm gedanklich ins Gespräch zu kommen.
Wer war Justin Sonder?
Justin Sonder war ein deutscher Holocaust-Überlebender und engagierter Zeitzeuge, der nach dem Zweiten Weltkrieg über seine Erfahrungen sprach. Geboren 1925 in Chemnitz, wurde er 1943 als Jugendlicher von den Nationalsozialisten nach Auschwitz deportiert. Trotz unmenschlicher Bedingungen und zahlreichen "Selektionen" überlebte er das Konzentrationslager. In mehreren Todesmärschen gelangte Justin Sonder schließlich im April 1945 ins fränkische Wetterfeld, wo er am 23. April 1945 durch die amerikanische Armee befreit wurde. Am 19. Juni 1945 kehrte Justin Sonder gemeinsam mit seinem Vater in seine Heimatstadt zurück, wo er seitdem lebte. Im Jahr 2017 wurde ihm die Chemnitzer Ehrenbürgerschaft überreicht. Justin Sonder verstarb am 3. November 2020 im Alter von 95 Jahren.
erschienen am 09.11.2024