Voraussetzungen für digitale Bildung in der Schule - das Klassenzimmer der Zukunft?
Interaktive Whiteboards, digitale Klassenzimmer, Schultablets, Online-Lernplattformen und effektive Medienbildung - das ist aktuell die Vision der Schule der Zukunft. Doch die Digitalisierung in deutschen Schulen schreitet nur langsam voran und das, obwohl die digitale Bildung großes Potenzial sowohl für Lernende als auch für Lehrende birgt.
Was ist digitale Bildung?
Digitale Bildung beschreibt den Integrationsprozess digitaler Technologien und Medien in den Unterrichtsalltag. Dabei geht es nicht nur darum, dass Computer und Tablets im Klassenzimmer zur Verfügung stehen und mit digitalen Lernmitteln gearbeitet wird. Es geht auch darum, Schülerinnen und Schülern eine umfassende Medienbildung zu vermitteln. Die Lernenden sollen in der Lage sein, digitale Medien sinnvoll zu nutzen und kritisch zu hinterfragen.
Um eine umfassende digitale Bildung bereitstellen zu können, müssen Klassenzimmer modernisiert und Lehrpläne den neuen digitalen Möglichkeiten angepasst werden. Der Fokus liegt darauf, moderne Infrastrukturen bereitzustellen und neue Lernkulturen zu entwickeln, die die technologischen Mittel effizient und zielführend einsetzen.
Ziel der digitalen Bildung ist es dabei, den Schulalltag den modernen Gegebenheiten anzupassen und Technologien zu nutzen, um die Lernerfahrungen und -erfolge der Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Schließlich sollen die Lernenden den Herausforderungen der modernen Gesellschaft gewachsen sein und über die nötigen Kompetenzen verfügen, um im digitalen Zeitalter zu bestehen.
Voraussetzungen der digitalen Bildung
Für eine erfolgreiche Digitalisierung in allen Bildungsbereichen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Dazu gehören sowohl technische als auch organisatorische Aspekte.
Zuallererst benötigen Schulen eine solide digitale Infrastruktur, die essenziell für die digitale Bildung ist. Dazu zählen unter anderem eine schnelle Internetverbindung, WLAN in allen Klassenräumen und moderne Geräte wie interaktive Whiteboards, Laptops oder Tablets, die Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern zur Verfügung gestellt werden.
Daraus resultiert dann auch die wohl wichtigste Voraussetzung: das Vorhandensein ausreichender Geldmittel für die Finanzierung. Hier kommen nun die Schulträger und der Staat ins Spiel. Ohne die finanzielle Unterstützung und Förderung dieser Trägerinstitutionen sind viele Schulen auf sich alleine gestellt und können die notwendige technische Ausstattung nur schwer realisieren. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wurde hier 2019 mit dem "DigitalPakt Schule" unternommen - dabei wurden vom Staat Fördermittel in Höhe von rund 5 Mrd. € für Schulträger und die Digitalisierung an Schulen genehmigt.
Als letzte große Voraussetzung bedarf es noch gut durchdachter Digitalisierungsstrategien, die sowohl auf staatlicher als auch auf schulischer Ebene entwickelt werden müssen. Mithilfe dieser Strategien wird festgelegt, wie die technische Ausstattung bereitgestellt wird, wie die Lehrenden in der Nutzung digitaler Tools geschult werden und in welchem Umfang die Technologien in den Schulalltag integriert werden sollen. Hier geht es also um die konkrete Umsetzung. Eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie bezieht dabei auch die langfristige Wartung und Aktualisierung der technischen Geräte mit ein.
Die Vorteile der digitalen Bildung
Die Umsetzung der Digitalisierung im Bildungswesen bietet zahlreiche Vorteile, sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für Lehrkräfte und das gesamte Bildungssystem.
Neue Schulformen
Moderne, digitale Werkzeuge ermöglichen neue Schulformen. Statt des klassischen Frontalunterrichts können Lehrkräfte den Unterricht nun individueller gestalten und besser auf die Bedürfnisse der Lernenden abstimmen. Auf interaktiven Lernplattformen können Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Tempo lernen, während Lehrkräfte unmittelbares Feedback zu den Lernfortschritten erhalten und so den Lernprozess überprüfen können. Durch das gemeinsame Lernen mit digitalen Werkzeugen lernen die Schüler gleichzeitig auch wichtige Medienkompetenzen und Soft Skills für die spätere Arbeitswelt.
Abwechslungsreicher & individueller Unterricht
Ein weiterer Vorteil ist der größere Gestaltungsspielraum für den Unterricht, den moderne Tools ermöglichen. So können Lehrerinnen und Lehrer die Schulstunden durch Einbindung verschiedener Medien abwechslungsreicher und interessanter gestalten und zugleich auch besser auf die unterschiedlichen Lernstile der Klasse eingehen. Außerdem wird auch die Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern gefördert, da verschiedene digitale Tools und Plattformen die Zusammenarbeit an Projekten erleichtern, sowohl vor Ort in der Schule als auch zu Hause.
Effektives Homeschooling
Apropos zu Hause: Die digitale Bildung eröffnet den Lernenden auch neue Möglichkeiten für das Fernstudium und Homeschooling. So können Schülerinnen und Schüler dank moderner Technologien auch außerhalb des Klassenzimmers am Unterricht teilnehmen, z. B. durch Live-Streaming der Unterrichtsstunden oder in einem digitalen Klassenzimmer. Zudem erhalten sie so auch Zugriff auf zusätzliche digitale Unterstützungsangebote, die ihnen beim Lernen behilflich sein können. So ein Unterstützungsangebot könnte z. B. ein KI-gestützter Chat für Lernfragen sein, den die Lernenden auch außerhalb der Schulzeit nutzen können.
Das moderne Klassenzimmer: ein Tag in der Schule der Zukunft
Um das Potenzial digitaler Bildung und moderner Technologien in Schulen zu veranschaulichen, betrachten wir ein kleines Beispiel-Szenario. Stellen wir uns einen Schultag in einem modernen, digitalen Klassenzimmer der Zukunft vor:
Die Schülerinnen und Schüler betreten den Raum, der mit einem interaktiven Whiteboard ausgestattet ist. Statt schwerer und dicker Bücher haben sie ihre Schultablets oder Laptops dabei, auf denen alle Materialien und Aufgaben gespeichert sind.
Die erste Unterrichtsstunde ist Mathematik. Die Lehrkraft verbindet sich mit dem Whiteboard und teilt die Lernziele des Tages über eine Lernplattform. Sofort können die Schülerinnen und Schüler auch auf ihren Geräten sehen, welche Themen heute im Unterricht behandelt werden, welche Materialien sie benötigen und welche Aufgaben zu erledigen sind.
Anstatt herkömmlicher Mathebücher kommen Lern-Apps zum Einsatz, die die Lernenden auf ihren Tablets öffnen. Diese Apps bieten interaktive Aufgaben und personalisierte Lernpfade, sodass jeder Schüler in seinem eigenen Tempo arbeiten kann. Während einige Kinder an Grundlagenthemen arbeiten, lösen andere anspruchsvollere Aufgaben. Die Lehrkraft hat die gesamte Klasse über ihr Tablet im Blick: Sie sieht, wer Schwierigkeiten hat, und kann gezielt eingreifen und Unterstützung im Lernprozess bieten.
Nach der Pause geht es mit Geografie weiter. Die Klasse diskutiert die Folgen des Klimawandels. Mit nur einem Klick projiziert die Lehrkraft eine 3D-Animation der globalen Klimaveränderungen auf das Whiteboard. Die Schülerinnen und Schüler können auf ihren Geräten interaktiv Karten und Statistiken erkunden, sich auf virtuelle Exkursionen begeben oder in Gruppenarbeiten digitale Präsentationen erstellen.
Während der Gruppenarbeit nutzen die Lernenden cloudbasierte Tools, um zusammen an einem Projekt zu arbeiten. Einige sitzen im Klassenzimmer, andere haben sich vielleicht an die frische Luft begeben - über ihre Tablets und das flächendeckende Internet bleiben sie verbunden und können gleichzeitig an demselben Dokument arbeiten. Sie tauschen Ideen aus und bereiten sich darauf vor, ihre Ergebnisse später der Klasse zu präsentieren.
Am Nachmittag steht Kunst auf dem Stundenplan. Hier können die Kinder digitale Zeichenprogramme nutzen, um ihre Kreativität auszuleben. Einige erstellen digitale Kunstwerke, andere animierte Kurzfilme oder Collagen. Am Ende des Tages laden sie ihre Arbeiten auf der digitalen Lernplattform hoch, wo die Lehrkraft sie kommentieren und bewerten kann.
Den Abschluss des Schultages bildet eine kurze Feedbackrunde: Die Schülerinnen und Schüler reflektieren über ihre Lernerfolge und stellen ihre Fragen in der Chat-Funktion der Lernplattform. Hausaufgaben werden digital vergeben, und die Lernenden haben über ihr Schulportal sofort Zugriff auf alle benötigten Materialien, um zu Hause direkt weiterzuarbeiten.
Die Digitalisierung in deutschen Schulen schreitet voran
Das eben gezeichnete Szenario eines Schultages im digitalen Klassenzimmer ist ein "best case", zeigt aber deutlich, wie die Digitalisierung den Unterricht zukünftig flexibler, individueller und interaktiver gestalten kann - auch wenn nur einige dieser Aspekte umgesetzt werden. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer profitieren in der Schule der Zukunft gleichermaßen von neuen Lernmethoden, die sowohl Eigenständigkeit als auch das kollaborative Arbeiten fördern.
Die Vorteile der digitalen Bildung für das Schulsystem sind unverkennbar. Doch bis der Alltag an deutschen Schulen so aussieht wie beschrieben, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern. Denn so groß das Potenzial auch ist, so groß sind auch die Herausforderungen, die mit einer Modernisierung des Schulsystems einhergehen - von der Finanzierung über die Baumaßnahmen zur Modernisierung der Infrastruktur bis hin zur Schulung des Lehrpersonals und der Entwicklung neuer Lernmethoden, die die Balance zwischen realer und digitaler Welt gut handhaben.