Die Fußgängerunterführung am Südring im Chemnitzer Ortsteil Helbersdorf sorgt schon seit längerer Zeit für Diskussionen. Bereits im letzten Jahr berichteten wir darüber, dass der Tunnel aufgrund der wenigen Nutzung abgerissen werden sollte. Dies ist bisher nicht passiert.

 

Doch die Rufe nach einem Abriss des Tunnels werden besonders in den letzten Tagen wieder laut, nachdem drei Kinder im Alter von 13 Jahren in der Unterführung sexuell belästigt wurden. "Wenn die Unterführung schon abgerissen wäre, wie es geplant war, wäre so etwas gar nicht passiert!", fordert ein BLICK-Leser.

 

Keine finanziellen Mittel waren mehr verfügbar

Obwohl der Bau im Jahr 1992 zirka 2 Millionen D-Mark gekostet hatte, ist die Unterführung heute fast überflüssig geworden, da bereits im Jahr 2013 eine barrierefreie Querung durch langgestreckter Mittelinseln direkt an der Stollberger Straße realisiert wurde. In den letzten Jahren beschädigten Vandalen den Tunnel auch immer wieder; Schmierereien und Zerstörungen waren regelmäßig an der Tagesordnung.

Daher sollten die Abrissarbeiten am Tunnel bereits im letzten Jahr beginnen. Doch es passierte nichts. "Das zur Verfügung stehende jährliche Budget musste vollständig für andere prioritäre Maßnahmen verwendet werden, sodass für den Abbruch des Tunnels als zusätzliche Maßnahme im Jahr 2020 keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung standen", sagt die Pressestelle der Stadt Chemnitz dazu.

Man rechnet nun mit Vergabe und Beginn der Arbeiten frühestens ab Juli diesen Jahres - unter der Voraussetzung ausreichender finanzieller Mittel und Bestätigung des Haushaltes durch den Stadtrat. Denn die Kosten belaufen sich auf eine Summe von zirka 367.000 Euro.

 

Nicht alle sind für den Abriss ohne Ersatz

 

Allerdings scheint die Verzögerung des Abrisses nicht nur in der Finanzierung ihren Ursprung zu haben. Laut der "Freien Presse" bereitet insbesondere blinden und sehbehinderten Anwohnern der Wegfall der sicheren Unterführung Sorge, da der neugeschaffene Weg über die Mittelinseln über die vielbefahrene Stollberger Straße führt und damit einige Risiken birgt. Deshalb habe man sich für eine Ampel an der Stollberger Straße als Ersatz für die Unterführung ausgesprochen, so Lars Geithner vom Vorstand der Kreisorganisation des Blinden- und Sehbehindertenverbandes gegenüber der "Freien Presse" im letzten Jahr.