Am Mittwoch soll der Chemnitzer Stadtrat das Wohnbauflächenkonzept (WBFK) 2030 beschließen. Im Konzept wurden 283 Hektar Bauland untersucht, auf denen der Wohnungsbedarf bis 2030 gedeckt werden soll. Vor allem in den randlagigen Stadtteilen, aber selbst in zentrumsnahen Vierteln wie Sonnenberg und Altendorf, wird beim Neubau vorrangig auf Ein- und Zweifamilienhäuser gesetzt.

 

Förderung neuer Wohnformen

Das WBFK enthält bezüglich der Verbesserung der Wohnqualität bereits einige geeignete Maßnahmen, etwa die Aufwertung des öffentlichen Raumes und die Förderung Neuer Wohnformen. Die vorgeschlagene Schaffung eines Baulückenkatasters, um die Nachverdichtung gegenüber dem Bauen auf der grünen Wiese zu priorisieren, ist ebenso begrüßenswert. Joseph Israel, Mitglied der AG Stadtentwicklung und Mobilität der Grünen, schlägt zusätzliche, über die Vorlage hinausgehende Maßnahmen vor, die stärker berücksichtigen, aus welchen Gründen Menschen an die Stadtränder ziehen wollen: "Oftmals ist der Hintergrund dessen doch der Wunsch nach einem 'Wohnen im Grünen', um ruhiger und mit besserer Luft zu leben. Chemnitz hat bereits relativ viel Grün und könnte durch weitere, gezielte Maßnahmen wie quartiersweise Verkehrsberuhigung - etwa durch Einbahnstraßensysteme und Diagonalsperren - oder auch das Schaffen von größeren Wohnungsangeboten die Wohnqualität insbesondere in den zentrumsnahen Vierteln erheblich verbessern."

 

Tauschangebote

Ergänzend dazu regt Joseph Israel an: "Es bedarf einer stärkeren Förderung der Bedarfsdeckung aus dem Bestand. Dies könnte sich mit der demographischen Situation der Stadt ergänzen: Wenn für ältere Menschen in ihren Häusern kein altersgerechtes Wohnen möglich ist, können Tauschangebote ähnlich wie in anderen Städten etabliert und unterstützt werden." Hintergrund: Die Tendenz zum EFH- & ZFH-Neubau insbesondere an den Stadträndern ist aus mehreren Gründen kritisch zu betrachten: Mit Blick auf die fortschreitende Flächenversiegelung und die mangelnde Begrünung überhitzter Stadträume legt das Konzept keinen Beitrag zur Erreichung der deutschen Nachhaltigkeitsziele fest. Aus Sicht der Stadtentwicklung ergibt es zudem keinen Sinn, notwendige Infrastruktur wie Schulen, Verkehrsanbindungen oder Einkaufsmöglichkeiten in neuen Wohngebieten auf der grünen Wiese neu zu schaffen, wenn es diese anderswo bereits gibt. Schließlich spricht die auch Notwendigkeit, Emissionen zu reduzieren, in Kombination mit der zunehmenden Knappheit nachhaltiger Baustoffe gegen einen Fokus auf EFH&ZFH, die einen erheblich größeren ökologischen Fußabdruck haben.