Sascha Winkler ist ein Tausendsassa auf einer Mission: Tiere retten. "Ein Tierleben ist für mich genau so viel wert wie ein Menschenleben. Das erklärt sicher vieles", sagt der junge Mann und blickt dabei auf Hündin Donna. Die hat er letztes Jahr aus der Ukraine nach Deutschland gebracht. Das Tier hatte in einer zerstörten Tankstelle gehaust, ihr Bein wurde von einer Rakete getroffen.
Restliche Lebenszeit sinnvoll nutzen
Sascha Winkler ist 36 Jahre alt, kommt gebürtig aus Döbeln und war bis 2007 im Militäreinsatz in Afghanistan. Als er zurückkam, hatte er nur ein Ziel: Seine restliche Lebenszeit sinnvoll zu nutzen. "Ich wollte etwas machen, das mich erfüllt. Und mich erfüllen Sport, Natur und Hunde", erzählt er. 2009 begann er ein Sportstudium in Chemnitz. Danach arbeitete er als Trainer für Mensch und Hund. Weiter ging es mit durch ihn geführten Reisen von Zwei- und Vierbeinern. Mit Beginn des Ukraine-Krieges entschied er sich, seine Kraft in die humanitäre Hilfe und Tierrettung zu stellen. Im Frühjahr vergangenen Jahres reiste er das erste Mal ins Kriegsgebiet. "Ich wollte eine Woche in der Ukraine bleiben, am Ende sind vier Monate daraus geworden", sagt Sascha Winkler. Mittlerweile war der Chemnitzer 50 Mal in der Ukraine.
"Adrenalin im Kopf sorgt für Klarheit"
Durch seinen Einsatz in Afghanistan sei er Kriegsbilder gewöhnt, erzählt der 36-Jährige. Angst, in die Ukraine zu reisen, habe er daher keine. "Das Adrenalin im Kopf sorgt für Klarheit. Vieles muss live entschieden werden", erzählt er. Zerstörte Gebäude, Trümmer und Leichen; Menschen, die hilflos ihr Land verteidigen, sah der Chemnitzer in der Ukraine genauso wie unzählige herrenlose Tiere. "Mir ist klar, dass ich nicht alle retten kann. Aber was ich in meinem kleinen Kosmos tun kann, das tue ich", so Winkler. Und sein Kosmos wächst und wächst.
Zusammenarbeit mit ukrainischer Organisation
Seit Beginn des Krieges hat Sascha Winkler nicht nur Hunde und Katzen sondern auch Tiere aus Zoos gerettet. Er arbeitet dazu mit einer ukrainischen Organisation zusammen, die 2019 für Wildtiere gegründet wurde: "Domivka - Heim der geretteten Tiere". Durch den Krieg nimmt diese nun auch alle anderen Arten von Tieren auf - Hunde und Katzen, die von ihren Besitzern zurückgelassen wurden, weil sie fliehen mussten. Aber nicht nur Haustiere werden von Winkler und er Organisation aufgespürt und gerettet. "Einmal ist ein Weißkopfadler in einem Plattenbau gefunden worden, ein anderes Mal ein Affe aus einem Zoo, der eingeschläfert werden sollte", erzählt Winkler.
Mit neuem Auto zurück ins Kriegsgebiet
Das Geld für seine Projekte bekommt er über Spenden. Im letzten Jahr seien 100.000 Euro zusammengekommen, mit denen über 930 Tiere vor dem Tod bewahrt werden konnten, schildert der Chemnitzer. Kürzlich hat er sich einen Pick-Up aus Großbritannien angeschafft, mit dem er am 1. April wieder ins Kriegsgebiet reisen will. "Der Wagen hat eine Winde, so dass man sich zur Not selbst helfen kann", erzählt Winkler, der die Wege im ukrainischen Land zwar mittlerweile gut kenne. Dennoch sei immer auch Vorsicht geboten: "Die Russen schießen auf alles."
Wenn Winkler am 1. April seine nächste Tour startet, hat er jede Menge Futter, Medikamente, Leinen und Decken dabei. Es kann auch sein, dass er Tiere mit nach Deutschland bringen muss. Hier arbeitet er mit dem Tierheim Horka, nördlich von Görlitz, zusammen. Und wie lange bleibt er diesmal in der Ukraine? "Wir gehen in die Gebiete, wo es brenzlig ist. Da weiß man vorher nie, wie lange es dauert und was einen erwartet."