Wir schreiben den November 1982: Jürgen Lehmann - damals unter anderem als DJ mit selbstgebauter Diskoausstattung unterwegs - hörte zum ersten Mal vom "Jugendklub UK13" an der Straße Usti nad Labem 40. Eine Entscheidung stand im Raum: Den sehr guten Job als "Vorsitzender des Interessenverbandes Arbeiterversorgung Karl-Marx-Stadt/West" behalten oder den Schritt zum selbstständigen Gastronomen wagen? "Nach einer kurzen Besichtigung musste ich mich innerhalb von 24 Stunden entscheiden. Der Klub sollte nämlich auf SED-Druck bereits im Januar 1983 eröffnen", erinnert sich Lehmann. Der "Jugendklub UK13" nahm schließlich mit aller Macht am 4. Januar seinen Betrieb auf. Zum 40. Jahrestag dieses Ereignisses wird am 7. Januar 2023 zur "UK13- Revival-Party" eingeladen. Zunächst aber zurück in die Vergangenheit...

 

Gelbe Rose, Grüne Wiese und Tomatenspaghetti-Schlachten

Jürgen Lehmann hatte sich mit der Eröffnung fest vorgenommen, gastronomisch vieles anders zu machen als es in den Klubs damals üblich war: "Ja, ich wurde zur Eröffnung des UK13 belächelt als wir nicht nur Cola-Wodka oder Orangensaft-Wodka und Bockwurst anboten. Bei uns standen selbst alkoholfreie Mixgetränke neben solchen Cocktails wie Gelbe Rose, Cuba Libre, Grüne Wiese oder meiner legendären Aprikosen-Eiskrem-Soda auf der Karte." Logisch, dass dem gelernten Koch und ehemaligen Küchenchef auch das Angebot an Speisen besonders am Herzen lag: "Ich erinnere mich noch gut an die überbackenen Tomatenspaghetti-Schlachten oder unseren UK13-Hamburger, den ich mir in Ungarn abgeguckt hatte. Nicht zu vergessen die zahllosen "Karlsbader Schnitten" - kurz "Karlis" -, die wir in den Jahren verkauft haben."

 

Als der Klub aus allen Nähten platzte

Das Konzept ging auf, die Anzahl der Gäste erhöhte sich von Woche zu Woche. Mit 180 Sitzplätzen konnte der Bedarf irgendwann nicht mehr gedeckt werden. In der Folge standen die ersten Gäste schon kurz nach 15 Uhr vor dem Haus, wenn 18 Uhr zum Einlass geblasen wurde. "Wohl dem, der damals Bäcker, Fleischer, Klempner oder Automechaniker war - Gäste mit solch nützlichen Berufe fanden nicht selten durch die Seiten- und Hintertür ihren Weg zum Klubglück. Die musste man sich damals warmhalten", lacht Jürgen Lehmann. Um die Attraktivität des Klubs noch zu steigern, wurden im Laufe der Zeit schließlich die Bar vergrößert, Zugänge umgebaut oder das DJ-Pult verlegt. Rückblickend muss Lehmann über die Raucherecke schmunzeln: "Mitten im Vorraum hatten die Jungs der Ordnungsgruppe einen riesigen quadratischen Aschenbecher gemauert. Für die Klamotten in der Garderobe nebenan war das nicht unbedingt ein Vorteil.

 

Mit Fuffi und Goldkrone zum Faschingskostüm

Der Klub hatte nicht zuletzt auch auf Betreiben der FDJ-Stadtbezirksleitung die Aufgabe "sozialistische Kulturarbeit" zu betreiben. So entstand in Brainstorming-Runden - die damals natürlich noch nicht so hießen - zum Beispiel die Montagsreihe mit Kabarettveranstaltungen, unter anderem mit Gästen wie dem "Schauorchester Ungelenk". Jürgen Lehmann: "Ich denke dabei auch an die Faschingspartys unter Überschriften wie 'Dracula', 'Wilder Westen', 'Im alten Rom'. Fürs Programm zuständig war der Elferrat, der damals dank eines Fuffis und einer Flasche Goldkrone unheimlich gute Beziehungen zum Theaterfundus hatte." Legendär waren auch die Bockbierfeste, bei dem das erste Fass Bockbier einmal von einem dem Tierpark entliehenen Ziegenbock hereingezogen wurde - heute undenkbar. " Weil der Gestank so gewaltig war, wurde der Ziegenbock im nächsten Jahr durch zwei Jungs im Ziegenbockkostüm ersetzt."

 

Am 7. Januar 2023 noch einmal schwelgen

Der Zusammenhalt zwischen Jugendklub und Gastronomie zeigte sich aber nicht nur beim Feiern, sondern auch bei gemeinsamen ehrenamtlichen Arbeitseinsätzen im Außengelände. So verging die Zeit bis Juni 1988. Weil die Störfeuer eines SED-Genossen immer schlimmer wurden, entschloss sich Jürgen Lehmann, den Klub zu verlassen. Am 7. Januar 2023 kehrt er zurück, um zum 40. Jahrestag der Eröffnung mit ehemaligen UK13-Gänger in Erinnerungen zu schwelgen und in den alten Gemäuern abzutanzen. Dank der Geschäftsführung des Chemnitzer Freizeit- und Wohngebietssportvereins wird die Party von dieser ausgerichtet.

Am Ende klingt noch einmal der einstige Betreiber Jürgen Lehmann durch: "Einlass wie früher, nur mit Einladung! Und auch wie früher nach Gorbatschow: Wer zu spät kommt, ... bleibt draußen." rih