"Wir wollen kein Niveau von 70 oder 80 Prozent. Wir suchen Exzellenz", betonte Marcus Rasim, der als Bundestrainer der Nationalmannschaft Pflege Deutschland Mitte August nach Chemnitz gereist war. Seine Mission: Die amtierende "Deutsche Meisterin der Pflege" Anna Telle aus Chemnitz bestmöglich auf die Weltmeisterschaft der Berufe - die World Skills 2024 - im französischen Lyon vorzubereiten. Mit Erfolg!
Exzellenz-Medaille für die Auszubildende
Die Auszubildende, die im Bethanien Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe aktuell das dritte Jahr ihrer Ausbildung absolviert, sicherte sich vergangene Woche im Berufsfeld "Health an Social Care" die Exzellenz-Medaille. Diese wird nur an Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einer besonders hohen Punktzahl von 700 Punkten und mehr vergeben. Gleichzeitig platzierte sich Anna Telle unter den Top 10. Im internationalen Vergleich gehört sie somit zu den Besten ihres Faches.
"Mit meinem Abschneiden absolut zufrieden"
Der WM-Trubel vor Ort sei mit einer normalen Arbeitssituation nicht vergleichbar, sagte im Vorfeld Marcus Rasim, der seit 2011 das Amt des Bundestrainers innehat. "Es geht früh los, bis in die Abendstunden und ist mit Lautstärke und viel Stress verbunden. Aus einem Pool von insgesamt 30 Krankheitsbildern müssen vor Ort über vier Tage zwölf Situationen bewältigt werden. Dabei sollten 280 Einzelkriterien möglichst fehlerfrei bewältigt werden - so viele Kriterien wie in keinem anderen Berufsfeld", erklärte der Experte. "Ich bin mit dem Verlauf des Wettbewerbs und mit meinem Abschneiden absolut zufrieden und sehr stolz auf mich - denn es war schon eine riesige Herausforderung, die ich nun erfolgreich gemeistert habe", sagte Anna Telle unmittelbar nach Bekanntgabe der Ergebnisse. "Nach der langen und intensiven Vorbereitungszeit und den überwältigenden Wettkampf-Erfahrungen freue ich mich darauf, dass ich mich nun wieder ganz auf meine Ausbildung zur Pflegefachfrau konzentrieren kann".
Rund 1.400 Teilnehmer und mehr als 250.000 Besucher
Parallel zur den intensiven WM- Vorbereitungen hat für Anne Telle Anfang September das dritte und damit letzte Ausbildungsjahr im Bethanien Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe begonnen. "Ich kann vor Anna nur den Hut ziehen, die trotz vieler tausend Zuschauer und dem ganzen Trubel immer ruhig geblieben ist und im Wettkampf wirklich eine gute Figur abgegeben hat", ergänzt Susanne Hantke, die als Lehrerin des Chemnitzer Bildungszentrums mit in Lyon war, um Anna Telle vor Ort zu begleiten und zu unterstützen. Zu den diesjährigen "World Skills 2024" reisten in der letzten Woche die nationalen Titelträger aus mehr als 70 Ländern an. Im Berufsfeld "Health and Social Care", gingen neben Anna Telle weitere 18 Mitbewerberinnen und Mitbewerber an den Start. Insgesamt waren rund 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und mehr als 250.000 Besucherinnen und Besucher live in Lyon dabei.
Zukunft in Hospiz- oder Palliativbereich
"Das Interesse am Pflegeberuf ist mir von meinen Eltern in die Wiege gelegt worden, die ihn beide über viele Jahre ebenfalls ausgeübt haben. Ich habe mich schon von kleinauf für Wundversorgung interessiert", erzählt Anna Telle, die am Agricola-Gymnasium im vertieften sprachlichen Profil den Leistungskurs Englisch belegte. Das kam ihr in Lyon zugute, denn die WM-Prüfungen musste sie allesamt in englischer Sprache absolvieren. Und wie sehen ihre weiteren berufliche Pläne aus? "Nach meinem Abschluss möchte ich im Hospiz- oder Palliativbereich arbeiten. Das wäre mir wirklich eine Herzensangelegenheit, denn in diesem Bereich hat man mehr Zeit für die Menschen. Mit dem Waschlappen rübergehen, Zähne putzen und raus - das hat für mich nichts mit Pflege zu tun."
erschienen am 16.09.2024