Chemnitz. Wie bereits von BLICK.de hier berichtet, empfängt die U19 des Chemnitzer FC nach dem überraschenden Sieg gegen RB Leipzig im DFB-Pokal den 1. FC Köln, der als zweifacher Pokalsieger 2023 ins Sportforum kommt. Das letzte Mal stand eine U19-Mannschaft des Chemnitzer FC vor zehn Jahren im "DFB-Pokal". In der Saison 2014/15 kam es im "Stadion - An der Gellertstraße" zum Aufeinandertreffen mit dem FC Schalke 04, welches die Königsblauen vor 364 Zuschauern mit 3:0 klar für sich entscheiden konnten. In der Saison 2006/07 gab es ebenfalls schon dieses Duell, welches damals die Himmelblauen gegen die Königsblauen für sich entscheiden konnten. Am Ende hieß es vor 407 Zuschauern 4:3 nach Elfmeterschießen durch - für den heutigen CFC-Sportdirektor Löwe war es eine der prägendsten Erinnerungen an den Junioren-DFB-Pokal: "Wir haben zu Hause Schalke 04 mit einigen späteren Top-Spielern, wie Höwedes, Fährmann oder Özil im Elfmeterschießen geschlagen. Solche Tage vergisst man nicht, auch wenn ich später als Profi noch viele andere Highlights erleben durfte", erinnert sich der 35-Jährige. Ein anderer wichtiger Akteur dieser Partie war Torwart Stefan Schmidt, der einen Elfmeter von Mesut Özil halten konnte.
BLICK-Redakteur Marcus Hengst sprach mit dem 35-jährigen aus Flöha über die herausragende DFB-Pokal-Zeit, seine ersten Schritte im himmelblauen Männerbereich sowie sein beiden aktuellen sportlichen Aufgaben.
Hallo Stefan, am kommenden Sonntag bestreitet die U19 des Chemnitzer FC nach zehn Jahren erstmals wieder ein Spiel im DFB-Pokal. Welche Gedanken schießen dir da als erstes durch den Kopf, wenn Du an die grandiose Pokalsaison 2006/07 denkst?
Es war eine Mischung aus Glück und Geschick. Gegen die Hertha haben wir es damals richtig gut gemacht und dann kam ein echtes Highlight mit dem FC Schalke 04. Aus dieser Mannschaft haben sich dann einige Spieler auf Top-Level durchgesetzt. Mein Kumpel Ralf Fährmann, der kurz zuvor vom CFC nach Gelsenkirchen gewechselt ist, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Danny Latza.
Im Achtelfinale konntet ihr Hertha BSC besiegen, im Viertelfinale war dann der FC Schalke 04 an der Reihe, ehe im Halbfinale der VfL Wolfsburg eine Nummer zu groß war. Was hat Euch als Team so stark gemacht bzw. besonders ausgezeichnet?
Wir waren seit Jahren ein fester Stamm mit vielen Spielern aus der Region. Zu diesem Zeitpunkt verbrachten wir immer zwei komplette Jahre als Mannschaft, da die Unterteilung der Jugendteams noch nicht jährlich gegliedert war. Dadurch hatten wir einen Zusammenhalt und einen Teamgeist, den ich selten wieder erlebt habe.
Über das Duell gegen die "kleinen Knappen" müssen wir noch einmal sprechen. Es kam bekanntermaßen zum Elfmeterschießen - und Du bist zum Helden geworden. Ein gewisser Mesut Özil - der spätere Weltmeister von 2014 - scheiterte an Dir. Dazu schoss mit Benedikt Höwedes ein weiterer Weltmeister über das Tor. Wie wird man in entscheidenden Momenten zu einem Elfmeterkiller?
Ich konnte gleich den ersten Elfmeter von Mesut Özil in der unteren rechten Ecke halten. Dadurch entwickelte sich eine Eigendynamik im Elfmeterschießen. Weil Schalke den ersten Elfmeter nicht verwandelte und wir nachlegen konnten, lag der Druck ständig auf ihnen. Das befreite unsere Schützen, während die Schalker nie in ihre Wohlfühlzone kamen.
In der Saison 2008/09 bist Du zu den Profis gewechselt und hast insgesamt vier Spielzeiten für erste und zweite Mannschaft der Himmelblauen gespielt. In dieser Zeit hast Du 13 Spiele in der Regionalliga-Nord sowie - nach dem Aufstieg 2011 - auch acht Partien in der 3. Liga absolviert. Wie bewertest Du diese Jahre für Deine spätere Entwicklung?
Es war eine sehr prägende Zeit und ein Privileg, unter Gerd Schädlich trainieren zu dürfen. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt. Disziplin hat dabei eine große Rolle gespielt. Ich habe auch viel für das Leben Abseits des Fußballs aus dieser Zeit mitgenommen. Natürlich hätte ich auch gern mehr gespielt, ich habe aber meine faire Chance bekommen. In der Zeit, in der Philipp Pentke gefehlt hat, stand ich im Tor und der Verein hat keinen neuen Torhüter verpflichtet.
Mit Philipp Pentke, der mit 39 Jahren aktuell beim Zweitligisten 1. FC Köln unter Vertrag steht, hattest Du eine herausragende Nummer 1 vor Dir. Was hast Du von ihm lernen können und wie wichtig ist so eine Konstellation für einen jungen, ambitionierten Torwart?
Von ihm konnte ich mir auch eine Menge abschauen. Wir haben uns gut verstanden und es war eine angenehme Konstellation mit uns.
Seit diesem Sommer bist Du Nachwuchstorwarttrainer beim CFC und kümmerst Dich um die Keeper der Altersklassen U12 bis U19 - Wie ist es dazu gekommen?
Es war auf jeden Fall nicht geplant und ich habe mich auch nicht beworben oder Ähnliches. Russi Petkov hat mich im März angerufen und gefragt, ob ich mir vorstellen kann, Torwarttrainer am CFC-Campus zu werden. Danach gab es ein Gespräch mit Ulf Mehlhorn und dann war für mich klar, dass ich das machen will. Ich wollte diesen Weg früher oder später ohnehin einschlagen und Torwarttrainer werden.
Wie hat sich das Torwartspiel mittlerweile verändert? Und worauf legst Du im Training besonders großen Wert?
Seit meiner Zeit am Campus hat sich viel verändert. Das beginnt mit neuen Begriffen und reicht bis hin zu sehr detaillierten Videoanalysen. Junge Torhüter müssen heute deutlich besser am Ball sein - das macht inzwischen sicher fünfzig Prozent des Torwartspiels aus. Trotzdem ist es mir wichtig, die Basics nicht zu vernachlässigen. Eine saubere Fang-, Sprung- und Abwurftechnik bleibt die Grundlage, auf der wir aufbauen.
Deine Karriere als Schlussmann geht nach wie vor weiter. Seit Sommer stehst Du bei Handwerk Rabenstein zwischen den Pfosten: Wie lange willst Du mit Paraden die Gegner noch zur Verzweiflung bringen?
Mit der Handwerk trainiere ich, wenn ich neben dem Job und den Aufgaben im NLZ genügend Zeit habe, einmal in der Woche. Pflichtspiele sind nicht vorgesehen, außer es ist Not am Mann, wie am vergangenen Wochenende. Dann helfe ich auch gern aus.
Zurück zur himmelblauen U19: Was traust Du dem Team von Torsten Wappler zu und wirst Du dem Spiel beiwohnen?
Die Rollen sind klar verteilt. Mit Mut, Leidenschaft und Tempo können die Jungs aber viel erreichen. Das sind gute Kicker und im Pokal gelten sowieso eigene Gesetzte. Warum sollte es also nicht klappen, diese Runde zu überstehen?
Vielen Dank für das ausführliche und interessante Interview, Stefan!
erschienen am 31.08.2024