Der Chemnitzer FC kann auf ein erfolgreiches Fußballjahr 2022 zurückblicken. In den 31 Spielen in der Regionalliga-Nordost gelangen den Himmelblauen saisonübergreifend beachtliche 18 Siege, neben acht Remis setzte es nur fünf Niederlagen. Die gab es in der vergangenen Spielzeit gegen die VSG Altglienicke und den späteren Meister BFC Dynamo, in der aktuellen musste sich der CFC dem FC Rot-Weiß Erfurt, Energie Cottbus und Chemie Leipzig geschlagen geben.

Gegen die Grün-Weißen aus der Messestadt konnte aber im Mai das Finale im "Wernesgrüner Sachsenpokal" mit 2:1 gewonnen werden. In der ersten Runde des DFB-Pokals wartete mit dem 1. FC Union Berlin ein attraktiver Bundesligist mit großer Anhängerschaft. Vor 13.465 Zuschauern im "Stadion - An der Gellertstraße" hatten die Tiffert-Schützlinge den Europa-League-Teilnehmer am Rande einer Niederlage, am Ende siegten die Eisernen mit 2:1 nach Verlängerung.

Spannendes Interview mit CFC-Chef Arnold

BLICK-Redakteur Marcus Hengst sprach mit CFC-Sportchef Marc Arnold zum einen über das gesamte himmelblaue Fußballjahr 2022, zum anderen geht der Blick bereits nach vorn. Denn in der Regionalliga-Nordost steht der Chemnitzer FC gegenwärtig auf dem dritten Platz, im Sachsenpokal kommt es zudem im Viertelfinale zum Derby gegen den FC Erzgebirge Aue.

 

Hallo Herr Arnold, der Chemnitzer FC hat ein sehr starkes Fußballjahr 2022 absolviert. Die vergangene Spielzeit schlossen die Himmelblauen als beste Mannschaft der Rückrunde in der Regionalliga-Nordost ab, in dieser Spielzeit steht man dank einer starken Serie im Winter auf dem dritten Platz. Wie bewerten Sie das himmelblauen Fußballjahr insgesamt?

Aufgrund der von Ihnen genannten Fakten kann man das zurückliegende Jahr definitiv als erfolgreich bewerten. Mit der Beförderung von Christian Tiffert zum Cheftrainer und der darauffolgenden Entwicklung der gesamten Mannschaft können wir zufrieden sein. Im gesamten Kalenderjahr hat keine Mannschaft in der Regionalliga-Nordost mehr Punkte gesammelt als wir. Fakt ist aber auch, dass eine Saison nicht im Winter beendet ist. Deshalb gilt es, die guten und weniger guten Dinge weiter kritisch auszuwerten, um im neuen Jahr an die Erfolge anknüpfen zu können.

Im Sommer gab es erneut einen mittelgroßen Umbruch: Auf der einen Seite stehen elf Abgänge, mit Aigner, Bickel, Freiberger waren darunter drei Leistungsträger, auf der anderen kamen zehn Neuzugänge. Wie zufrieden sind Sie mit den externen Verpflichtungen, die Sie nach Chemnitz holen konnten?

Wir haben auch in dieser Saison weitere junge und entwicklungsfähige Spieler wie Lukas Stagge oder Stephan Mensah verpflichtet. Mit Chris Löwe kann zudem viel Erfahrung dazu. Der gesunde Mix aus jüngeren und älteren Spielern hat sich in den bisherigen Spielen bewährt.

Mit Birke, Jusic und Schreiber haben erneut drei Kicker aus dem himmelblauen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) den Sprung in den Profikader geschafft: Wie wichtig ist die Integration von eigenen Talenten?

Das ist der Weg, den der Chemnitzer FC gehen will. Wir haben ein starkes Nachwuchsleistungszentrum, in dem die jungen Spieler mit viel Engagement und Akribie hervorragend ausgebildet werden. Aktuell haben wir zehn im eigenen NLZ ausgebildete Spieler im Profikader. Auf diese Anzahl können wir definitiv stolz sein.

Chris Löwe ist im aktuellen Kader einer, welcher dem CFC-Nachwuchs entstammte, danach die große Fußballwelt - unter anderem bei Borussia Dortmund, dem 1. FC Kaiserslautern und Huddersfield Town - gesehen hat. Was macht ihn so enorm wichtig bzw. unverzichtbar?

Chris besticht natürlich durch seine Erfahrungswerte, die er im Lauf seiner Karriere sammeln konnte. Daran können sich alle Spieler gleichermaßen orientieren. Aber auch er musste sich zunächst in die Mannschaft einfügen und sich an die Regionalliga-Nordost gewöhnen. Wir sind natürlich glücklich, dass unsere Entscheidung zur Verpflichtung im Sommer mit seinen jüngst gezeigten Leistungen bestätigt wurde.

Die Saison 2022/2023 begann mit acht Punkten aus vier Spielen durchaus vielversprechend, ehe es beim 0:3 gegen Rot-Weiß Erfurt im "Stadion - An der Gellertstraße" dann die erste Niederlage setzte. Es folgten zwei weitere Pleiten gegen Energie Cottbus und Chemie Leipzig. Am achten Spieltag holten die Tiffert-Schützlinge bei der spielstarken VSG Altglienicke wieder einen Zähler. Es folgten sechs verdiente Siege sowie ein Remis gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC: Wie hat die Mannschaft - trotz der Verletzungen von Müller und Pelivan - schlussendlich diesen Turnaround geschafft? Was macht sie aktuell so stark?

Das ist ein Verdienst des gesamten Teams aus Spielern, Trainern und Verantwortlichen. Gerade in einer Phase, in der Ergebnisse ausbleiben, gilt es kritisch miteinander umzugehen, Lösungen zu finden und daran zu wachsen. Das haben die Jungs gemacht und sich gemeinsam herausgekämpft.

Die letzten beiden Spiele - beim 1. FC Lokomotive Leipzig sowie bei Viktoria Berlin - fielen dem Wetter zum Opfer. Wie fällt ihr Winterpausen-Fazit aus?

Wir hätten die Spiele natürlich gern bestritten. So konnten die Spieler ein paar Tage eher in den Urlaub. Wenn wir ein Fazit ziehen, dann schauen wir nicht nur auf Ergebnisse. Die haben natürlich in den letzten Wochen gestimmt, trotzdem sehen wir unter Christian Tiffert eine Entwicklung in der Mannschaft und erkennen, was er mit dem Team vorhat. Das ist für uns das Wichtigste. Deshalb freuen wir uns auf die Aufgaben im kommenden Jahr und hoffen, den eingeschlagenen Weg fortsetzen zu können.

Im Januar fliegt der CFC ins Trainingslager in die Türkei: Was erwarten Sie sich von diesem? Und mit welchen Ansprüchen möchten Sie als Drittplatzierter in die Rückrunde starten?

In erster Linie gilt ein solches Trainingslager der Vorbereitung auf die verbleibenden Spiele in der Liga sowie dem Sachsenpokal. Wir haben in den letzten Wochen gesehen, dass in Deutschland die geplanten Trainingsinhalte witterungsbedingt schnell hinfällig sein können. Aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit sind wir auf gute Bedingungen angewiesen. In wärmeren Regionen sind eben diese Bedingungen optimal, um das Team fit zu bekommen. Darüber hinaus ist ein Trainingslager für eine Mannschaft auch immer eine Art teambildende Maßnahme.

Die Winterpause bietet immer auch die Möglichkeit, Optimierungen im Kader vorzunehmen: Denkt der CFC über Verpflichtungen bzw. Leihen nach?

Aktuell sehen wir keinen Handlungsbedarf. Mit Tobias Müller und Dominik Pelivan kehren in den kommenden Wochen wichtige Spieler ins Mannschaftstraining zurück, die nach der langen Ausfallzeit fast schon als Neuzugänge gesehen werden können.

Was war für Sie das absolute Highlight im himmelblauen Kalenderjahr 2022? Oder gab es gar mehrere, an die Sie sich gern zurückdenken?

Zu den Highlights zählen natürlich das Sachsenpokalfinale mit dem Gewinn des Pokals sowie das daraus resultierenden DFB-Pokalspiel gegen Union Berlin. Aber auch außerhalb der "ganz großen" Spiele haben wir tolle Momente mit der Mannschaft erleben können.

Apropos Highlights: Im März kommt es im Sachsenpokal zum Duell mit dem Erzrivalen aus Aue. Sie kennen die Wichtigkeit des Spiels für die CFC-Fans, oder?

Die Brisanz dieser Paarung ist uns bewusst. Wir freuen uns auf dieses Spiel und hoffen, ein weiteres tolles Fußballfest in unserem Stadion zu haben.

Herr Arnold, wir danken Ihnen für das aufschlussreiche Gespräch und wünschen einen erfolgreichen Start ins Fußballjahr 2023!