Heute Abend findet in der "Messe Chemnitz" die mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung des Chemnitzer FC e.V. statt, in welcher die Weichen für die Zukunft gestellt werden sollen. Im Vorfeld dieser schlugen die Wellen immer wieder hoch. Insbesondere vonseiten des Insolvenzverwalters Klaus Siemon, der zuletzt sogar Haft für die drei Notvorstände forderte, allerdings mit diesem Anliegen beim Amtsgericht Chemnitz scheiterte. Neben der Wahl eines neuen Aufsichts- und Ehrenrates ist ebenfalls die Abstimmung über eine Satzungsänderung sowie die Änderung der Tagesordnung vorgesehen.
Streitpunkt: Aufsichtsratsliste
Ende letzter Woche haben Notvorstand und Gesellschafter auf Anraten politischer Vertreter der Stadt Chemnitz ohne die Anwesenheit des Insolvenzverwalters erstmalig ein "Gespräch auf Augenhöhe" geführt und in diesem sowohl die Liste für den Aufsichts- als auch die für den Ehrenrat noch einmal überarbeitet. Der Grund: Insolvenzverwalter Klaus Siemon war vor allem mit den für den Aufsichtsrat vorgeschlagenen Personen nicht einverstanden: "Im Aufsichtsrat haben Personen zu sitzen, die eine operative Verzahnung von e.V. und GmbH gewährleisten."
Mit der aktualisierten Liste, auf welcher final Annette Neuerburg, Norman Löster, Katrin Johst, Knut Müller, Olaf Pönisch, Tino Kermer und Doreen Pfeifer zu finden sind, hat der Jurist aus Düsseldorf keine Einwände mehr, jedoch bezüglich der Wahlentscheidung durch die Mitglieder eine eindeutige Vorstellung. Er ordnet diktatorisch an: "Für den Fall, dass die vorbenannten Kandidaten nicht gewählt werden, ist die Mitgliederversammlung zu unterbrechen und zu vertagen."
Druckmittel: Auflösung des Vereins
Heute Abend treffen die anwesenden CFC-Mitglieder unter anderem die Entscheidung über den neuen Aufsichtsrat, für den im ersten Wahldurchgang eine Listenwahl vorgesehen ist. Dazu schürt er erneut bewusst die Ängste der Fans, in dem er mit der Vereinsauflösung kokettiert: "Dies kann kurzfristig zu einem Antrag auf Einstellung des Insolvenzverfahrens (...) führen. Der CFC wäre damit aufgelöst und würde im Vereinsregister gelöscht." Diese Aussage verwundert ganz gewaltig, so hält der Mutterverein - der Chemnitzer FC e.V. - aktuell nicht nur die 51 Prozent, sondern darüber hinaus mindestens 35 Prozent; das sind jene, die der Insolvenzverwalter noch nicht an weitere potenzielle Investoren veräußern konnte. Hinzu kommt, dass zwischen Gesellschaftern und Notvorstand Einigung darüber besteht, dass das Nachwuchsleistungszentrum unter dem Dach des CFC e. V. zwingend zu erhalten und fortzuführen ist.
Heute Abend treffen die anwesenden CFC-Mitglieder unter anderem die eine Entscheidung über den neuen Aufsichtsrat, für diesen im ersten Wahldurchgang eine Listenwahl vorgesehen ist. Sollte diese abgelehnt werden, folgt ein zweiter Durchgang und die damit verbundene Einzelwahl der Kandidaten. Nach dieser müssen mindestens drei Personen im Aufsichtsrat sitzen. Die Wahl des Ehrenrates läuft identisch ab. Der Chemnitzer FC e.V. hat aktuell mehr als 2.700 Mitglieder.
Erst der Kompromiss, dann das juristische Nachspiel?
Doreen Pfeifer, Geschäftsführerin der Getränke Pfeifer GmbH und Investorin der CFC Fußball GmbH, wiederum ist kein offizielles CFC-Mitglied. Ihre während der Insolvenz erworbene "Mitgliedschaft" erfolgte widerrechtlich, ist entsprechend unwirksam. Sollte ihre Kandidatur für den Aufsichtsrat glücken, dann wäre definitiv ihre Wahl rechtlich anfechtbar und es könnte diesbezüglich zu einem juristischen Nachspiel kommen.
Weitergedacht: Über die Besetzung des Vorstandes, welcher vom Aufsichtsrat bestimmt wird, kann gegenwärtig nur spekuliert werden, aber im Falle der Benennung von Udo Pfeifer und Romy Polster ergebe sich identisches Problem wie bei Frau Pfeifer. Auch diese beiden Investoren sind vor dem Insolvenzverfahren noch keine CFC-Mitglieder gewesen.
Keine Teilnahme von CFC-GmbH-Vertretern?
An der wegweisenden Mitgliederversammlung werden - mit Ausnahme der Gesellschafter - höchstwahrscheinlich keine Vertreter der Chemnitzer FC Fußball GmbH teilnehmen. Dem Insolvenzverwalter wurde diesbezüglich extra ein Grußwort eingeräumt, über dessen Inhalt er hätte frei bestimmen und in diesem beispielsweise kurz auf sein Sanierungskonzept eingehen können. Allerdings nimmt er diese Möglichkeit nicht in Anspruch.
Nach dem Treffen von Notvorstand und Gesellschaftern kann laut Thomas Sobotzik, Geschäftsführer der CFC Fußball GmbH, "noch keine Rede von Erleichterung sein". Zum Showdown heute Abend äußerte der 44-jährige, der ebenfalls von einer Teilnahme absieht: "Es liegt jetzt an den Chemnitzer und Chemnitzerinnen darüber zu entscheiden, ob sie den Standort als Profifußballstandort haben möchten oder nicht." Fußballlehrer David Bergner gab seinen Schützlingen nach dem starken torlosen Remis gegen den 1. FC Magdeburg zwei Tage frei, bezüglich der Mitgliederversammlung sagte er trocken: "Dann ist, glaube ich, keiner hier."
erschienen am 19.08.2019