Leipzig. "Es sah aus, als hätte ein Blitz eingeschlagen. So etwas habe ich noch nie erlebt und noch nie gesehen. Die Mannschaft lag komplett niedergeschlagen auf dem Platz. Alle Spielerinnen weinten bitterlich. Ich selbst konnte das Ganze auch noch nicht verarbeiten", blickt Swen Wolf, Trainer der himmelblauen Damen, einige Tage später auf das letzte Ligaspiel in der Landesliga zurück. Vor 45 Zuschauern auf dem Kunstrasenplatz auf der "Sportanlage Liebertwolkwitz" hatten Lina Hertel und Davina Graf für die 2:0-Führung gegen den SSV Stötteritz gesorgt. Das Team aus der Messestadt konnte jedoch mittels drei Standards die Partie drehen. In der Schlussminute fiel der 3:2-Siegtreffer. Das Bittere an diesem Ergebnis: Ein Punkt hätte den CFC-Frauen zum Landesmeistertitel gereicht. Dieser geht nun an die BSG Chemie Leipzig um Weltmeisterin und Olympiasiegerin Anja Mittag.

 

Drei Standards verhindern himmelblaues Happy-End

Die CFC-Frauen begannen sehr engagiert und dominierten die Anfangsphase. Es dauerte allerdings bis zur 27. Minute, ehe Lina Hertel den verdienten Führungstreffer erzielte. Nancy Kiesewalter hatte in der Folgezeit bei ihrem Abschluss Pech, der Schuss der Stürmerin ging an den Querbalken. Besser machte es Davina Graf, die via Sonntagsschuss sehenswert zum 2:0 traf. Mit dem Halbzeitpfiff kamen Stötteritz zum etwas überraschenden Anschlusstreffer. Der Freistoß von Katja Becker rutschte Franziska Frohs durch die Finger und kullerte hinter die Linie.

Nach einer guten Stunde vollendete Elisa Schubert am langen Pfosten stehend eine Freistoßflanke. Die Minuten tickten unermüdlich dem Abpfiff entgegen, alles rechneten mit einer Punkteteilung, doch erhielten die Gastgeberinnen in der 94. Minute noch einen Freistoß. Marlene Niemann schoss diesen frech in die kurze Ecke - und hatte damit Erfolg. "Wir müssen in Zukunft einzig unser mentales Problem angehen, dass wir in wichtigen Spielen unsere große Qualität nicht auf den Platz bekommen", benennt Swen Wolf nach der bitteren Niederlage einen wichtigen Aspekt. Denn die Qualität ist vorhanden, wie die Saison zu belegen wusste.

 

Die Saison der CFC-Frauen auf einen Blick

Diese startete für sein Team mit einem 4:0-Auswärtssieg beim DFC Westsachsen. Nach Kantersiegen gegen die zweite Mannschaft des 1. FCC Fortuna Dresden (4:1) und den SV Reichenbrand (5:1) standen die CFC-Frauen am dritten Spieltag erstmalig auf dem ersten Platz - und mussten diesen nach dem 4:7 bei der BSG Chemie Leipzig - Anja Mittag traf für den Aufsteiger dreifach - eine Woche später schon wieder abgeben. Die Aufholjagd begann erneut und nach dem Heimsieg gegen die SpVgg Leipzig (3:2) stand das Spiel bei den Tabellenführerinnen vom Heidenauer SV (4:1) an, welches gewonnen wurde. Anschließend begann eine beachtliche Serie von Siegen gegen SV Eintracht Leipzig-Süd (2:0), FC Erzgebirge Aue (3:0), SV Johannstadt (12:0) und den TSV 1861 Spitzkunnersdorf (11:2). Diese wurde in der Rückrunde gegen DFC Westsachsen Zwickau (7:0), die zweite Mannschaft des 1. FCC Fortuna Dresden (4:1) und SV Reichenbrand (4:2) fortgeführt.

Der Vorsprung auf die ärgsten Verfolgerinnen - die BSG Chemie Leipzig - betrug zwischenzeitlich sechs Punkte. Am 15. Spieltag kam es zum zweiten Duell - und dieses konnten die Leipzigerinnen, diesmal ohne Mittag spielend, mit 1:0 für sich entscheiden. Das Team um Kapitänin Vanessa Oehmichen warf die Niederlage nicht zurück, so setzte es Siege gegen die SpVgg Leipzig (1:0) und den Heidenauer SV (4:0). Es folgte dann eine unerwartete Schwächephase gegen SV Eintracht Leipzig-Süd (1:4) und FC Erzgebirge Aue (1:3), was den Verlust der Tabellenführung zur Folge hatte. Mit Siegen gegen den SSV Stötteritz (6:1) und SV Johannstadt (12:0) blieben die CFC-Frauen der BSG Chemie aber auf den Fersen - und diese leisteten sich eine Last-Minute-Niederlage im Stadt-Derby bei Leipzig-Süd, wodurch die Wolf-Spielerinnen - dank des besseren Torverhältnisses - die Tabellenführung wieder zurückerobern konnten. Da die Frauen des TSV 1861 Spitzkunnersdorf zum Rückspiel nicht antraten, wurde das Spiel mit 2:0 für die Himmelblauen gewertet. Und dann folgte das letzte Ligaspiel gegen den SSV Stötteritz und der bittere Last-Minute-Schock.

 

Aufstieg in die Regionalliga bleibt das Ziel

"Wir haben uns in dieser Saison stark weiterentwickelt. Nach unserem kleinen Tief mit den Niederlagen gegen Leipzig-Süd und Chemie ist die Mannschaft noch weiter zusammengerückt. Die spielerische Qualität ist danach noch mal deutlich angestiegen", resümiert Wolf. Zum vierten Mal in Folge stehen die CFC-Frauen auf dem undankbaren zweiten Platz. In den letzten drei vollständig absolvierten Spielzeiten landeten sie jeweils hinter dem 1. FCC Fortuna Dresden (2022/2023), FC Phoenix Leipzig (2018/2019) und SV Eintracht Leipzig-Süd (2017/2018) auf diesem.

Das Ziel für die kommende Spielzeit bleibt unverändert: Aufstieg in die Regionalliga. "Die Mädels wollen weiterarbeiten und die nächste Saison angehen. Bereits einen Tag nach dem Spiel standen alle Spielerinnen, die nicht verletzt waren oder arbeiten mussten, auf dem Trainingsplatz. Das zeigt, welcher Wille in diesem Team steckt", lobt Wolf. Mit 96 Toren haben seine Mädels die mit Abstand meisten Tore in der Landesliga geschossen. Die drei erfolgreichsten Schützinnen sind: Davina Graf (27), Yella Mihalyi (23) und Vanessa Oehmichen (14).