Gestern war ich mit Frauchen bei ihrer Oma. Die mag ich. Sie nimmt mich immer auf den Schoß und krault mir ganz wunderbar den Nacken. Diesmal war es aber irgendwie anders. Sie zitterte beim Kraulen, als sie Frauchen von ihrer Kindheit erzählte; wie sie sich von ihrem Papa verabschieden musste, weil er sie und ihre Mama beschützen wollte. Sie sah ihn nie wieder. Sie erinnerte sich daran, weil gar nicht so weit weg wieder geschossen wird. Dort verabschieden sich auch gerade Papas von ihrer Familie.
Abschied von schwarz-weiß
Oma erklärte Frauchen auch, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt. Man müsse immer das große Ganze betrachten und die Ursachen verstehen, warum die Menschen manchmal schlimme Dinge tun. Und obwohl Informationen heute immer und überall verfügbar seien, könnten die Menschen immer weniger damit anfangen. "Sie wissen am Ende nicht mehr, was sie glauben sollen, weil mit Informationen auch viel Schindluder getrieben wird", sagte sie. Oje, hoffentlich habe ich das jetzt alles richtig erzählt. Sonst wäre ich auch nicht viel besser…
Abschied vom Menschsein
Abends auf der Couch hat Frauchen mir dann ziemlich aufbrausend aus ihrem Tablet vorgelesen. "Den Preis für Putins Krieg zahlen wir an der Zapfsäule", stand dort. Hatte Oma nicht gesagt, dass bei einem Krieg die Menschen vor Ort den Preis zahlen? - mit ihrem Leben? Schert ihr euch wirklich mehr ums eigene Portemonnaie als um euresgleichen? Das wäre eine Schande.
Herzlichst, Bully
erschienen am 28.02.2022