Die Mobilitätswende ist in vollem Gange und auch das Thema autonomes Fahren spielt dabei eine immer größere Rolle. Inwieweit automatisierte Fahrzeuge den ÖPNV in Zukunft unterstützen können, untersucht die TU Chemnitz in einem aktuellen Projekt. Gemeinsam mit den Forschungspartnern Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV) und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) testet die Chemnitzer Uni ein automatisiertes Shuttle im Erzgebirge. Ziel ist es, erste Erfahrungen hinsichtlich der Adaptierbarkeit derartiger Fahrzeugkonzepte an den ländlichen Mittelgebirgsraum zu sammeln. Im Rahmen der 750-Jahr-Feier der Gemeinde Gelenau (rund 15 Kilometer südlich von Chemnitz) sind Interessierte herzlich eingeladen, das Shuttle zwischen dem 30. Juni und 6. Juli zu nutzen.
Herausforderung: Spezifische Topografie im Erzgebirge
Gelenau wird für den Einsatzzeitraum zu einer Art "Reallabor". Im Vorfeld des Shuttle-Einsatzes galt es, die örtlichen Rahmenbedingungen zu erkunden. Denn Erzgebirgsgemeinden bringen durch ihre spezifische Topographie - also Steigungen, enge sowie unübersichtliche Straßen und Kreuzungsbereiche - andere Herausforderungen mit sich als der beim automatisierten Fahren schon besser erschlossene urbane Raum. Volljährige Interessierte sind eingeladen, das Shuttle in Gelenau kostenlos zu testen und ihre Einschätzungen mit den Studienleitern gegen eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 5 Euro zu teilen. Zu folgenden Zeiten kann das Shuttle genutzt werden:
- 30. Juni und 1. Juli: jeweils 12 bis 20 Uhr
- 2. Juli: 10 bis 18 Uhr
- 3. und 4. Juli: jeweils 9 bis 14 Uhr
- 5. und 6. Juli: jeweils 13 bis 18 Uhr
20-Minuten-Runde ab Zentralhaltestelle
Das Shuttle pendelt auf einer 1,5 km langen Strecke zwischen der Zentralhaltestelle nahe dem Rathaus und dem Feuerwehrdepot. Eine vorherige Anmeldung für die Mitfahrt ist nicht notwendig. Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten kann es jedoch zu Wartezeiten kommen. Eine komplette Runde ab Zentralhaltestelle und zurück dauert insgesamt rund 20 Minuten. Die begleitenden Erhebungen nehmen etwa zehn Minuten in Anspruch. Es ist zu berücksichtigen, dass die ersten drei Einsatztage auf die oben erwähnte Festwoche der Gemeinde Gelenau (23.06. bis 02.07.) fallen, die dafür an diesen Tagen eine Eintrittsgebühr erhebt.
Wahrnehmung und Hemmnisse im Fokus
Der Shuttlebetrieb wird vom Zentrum für Wissens- und Technologietransfer der TU Chemnitz koordiniert. Eigentümer und Entwickler des Fahrzeugs, das bereits in Hamburg und in der Nähe von Salzburg erprobt wurde, ist die IAV. Sie nimmt die technischen Anpassungen für den Einsatzraum vor, holt die notwendigen behördlichen Genehmigungen ein und stellt einen Sicherheitsfahrer, der die Fahrten begleitet und im Bedarfsfall das Shuttle auch manuell steuern kann. Begleitet wird der Shuttleeinsatz von empirischen Erhebungen der Forschungsgruppe Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz. Im Fokus der Befragungen stehen die Wahrnehmungen der Fahrgäste hinsichtlich der Shuttlefahrt. So soll zum Beispiel erhoben werden, wie sicher sich die Fahrgäste im Shuttle während der Fahrt fühlen und als wie vertrauenswürdig und angenehm die Fahrten empfunden werden. Auch den Störgrößen und Hemmnisse aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer wolle man auf den Grund gehen.
Das Projekt wird vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der WIR!-Initiative gefördert. Es ist eins von aktuell knapp einem Dutzend Projekten des Smart Rail Connectivity Campus (SRCC), mit dem die TU Chemnitz und die Stadt Annaberg-Buchholz gemeinsam einen Forschungscampus für digitalisierten und automatisierten Schienenverkehr im Erzgebirge etablieren.