Erzieherinnen, Erzieher, Eltern und Kinder brachten am Montag im Rathaus ihren Unmut über die Chemnitzer Kita-Pläne zum Ausdruck. Grund: Die Stadt sieht sich aktuell vor dem Problem der Überversorgung. Laut Schätzungen seien rund 1.000 Kita-Plätze in den kommenden beiden Jahren unbelegt. Ein Abbau der Betreuungsplätze sei unvermeidlich. Das stieß am Montag auf Unverständnis.

Auslastung und Sanierungsbedarf ausschlaggebend

Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky informierte am Montag gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt über die Pläne der Stadt Chemnitz zum Abbau von Kita-Plätzen. Aufgrund des anhaltenden Geburtenrückgangs werde die Stadt Chemnitz dem Stadtrat vorschlagen, bis spätestens zum Jahr 2028 Betreuungsplätze abzubauen und mehrere Einrichtungen zu schließen. Als Grundlagen für die Vorschläge dienen zum einen die Höhe der Versorgungsgrade in den Gebieten und Stadtteilen und zum anderen die Auslastung der Einrichtungen zum Stichtag 30. Juni 2024. Darüber hinaus spielen auch der jeweilige Gebäudezustand und der bestehende Sanierungsbedarf eine Rolle bei der Schließung.

Eltern erhalten alternatives Platzangebot

"In den vergangenen Jahren haben wir bereits Plätze in Einrichtungen reduziert, ohne sie zu schließen. Dies ist aber mit den jetzt vorliegenden Zahlen zum Überhang nicht mehr möglich", erläuterte Dagmar Ruscheinsky. "Zu wenige Kinder in einer Einrichtung bewirken eine entsprechend geringere personelle Besetzung, das kann dazu führen, dass die Öffnungszeiten nicht mehr vollumfänglich absichert werden können." Trotz der vorgeschlagenen Schließungen könne man allen Eltern wohnort- oder arbeitsplatznah einen alternativen Platz anbieten.

Plan: Beschäftigte mit ihren Gruppen umsetzen

"Und wir werden keine Erzieherinnen und Erzieher entlassen", betonte Ruscheinsky. Angestrebt wird, die Kinder gruppenweise umzusetzen, um möglichst das gewohnte Umfeld der Kinder zu erhalten. Die Beschäftigten sollen - möglichst mit ihren Gruppen - in anderen Einrichtungen eingesetzt werden. Die Eltern der Kinder in den voraussichtlich von den Schließungen betroffenen Einrichtungen hat das Jugendamt vorsorglich informiert.

Diese Einrichtungen sind konkret betroffen

Konkret muss im kommenden Jahr die Einrichtung in der Fritz-Reuter-Straße 30 geschlossen werden, weil dort die Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes ausläuft und aufgrund der Verkehrssituation und Lärmbeeinträchtigung am Standort nicht verlängert wird. Ob die Kita Zwergenland in der Reichenhainer Straße 33 auch geschlossen werden muss, hängt von den Verhandlungen mit dem Freistaat über einen möglichen neuen Mietvertrag ab 2025 ab.

Für die Einrichtung Harthweg 2 gibt es im Zuge der Schulnetzplanung den Vorschlag der Verwaltung, die Grundschule Altendorf auslaufen zu lassen oder im Klassenverband an die Flemming Grundschule zu verlegen. Mit der Verlagerung der Grundschule Altendorf würde auch die Betreuung der Hortkinder im Gebäude Harthweg 2 enden. Sofern die Grundschule Altendorf perspektivisch verlagert wird, schlägt das Jugendamt die Auflösung der dortigen Kindertageseinrichtung vor.

Kinderstopp ab Sommer 2025

Weitere sechs Einrichtungen sollen möglichst ab dem kommenden Sommer keine Kinder mehr aufnehmen und damit spätestens 2028 schließen. Es handelt sich um folgende Einrichtungen:

  • Kita Lupinio, Neue Straße 2, 09117 Chemnitz
  • Kita Kleeblatt, Albert-Schweitzer-Straße 71, 09116 Chemnitz
  • Kinderhaus Schmetterling, Friedrich-Hähnel-Straße 7, 09120 Chemnitz (Schließung der unsanierten Haushälfte)
  • Kita Kinderlachen, Alfred-Neubert-Straße 55/57, 09123 Chemnitz (Abbau der Krippen- und Kindergartenplätze, eine Haushälfte wird zur Betreuung der Hortkinder der Grundschule Charles-Darwin benötigt)
  • Kita Tausendfüßler, Robert-Siewert-Straße 68/70, 09122 Chemnitz
  • Kita Fürstenstraße 263 - 265, 09130 Chemnitz (Schließung wurde bereits mit dem Kita-Bedarfsplan beschlossen)
  • Dabei kann es der Fall sein, dass Einrichtungen früher als 2028 schließen, wenn die Anzahl der Kinder in einen für den Betrieb kritischen Bereich absinkt, der in etwa bei 50 Kindern liegt.

Über die Pläne möchte die Stadt den Stadtrat noch in diesem Jahr entscheiden lassen. Insgesamt gibt es in Chemnitz 157 Kindertageseinrichtungen, davon 77 in freier Trägerschaft.