Mit einem Kreuzfahrtschiff über Meere schippern, an den schönsten Reisezielen der Welt drehen: Auf dem Papier klingt der Posten als "Traumschiff"-Kapitän als absoluter Traumjob für einen Schauspieler. Und doch schmiss Sascha Hehn 2018 den Job als Kapitän Victor Burger nach "nur" vier Jahren hin.
In der Fernsehbranche habe sich vieles verändert, "und das nicht immer zum Positiven", sagte er damals der "Bild". Die Serie habe "ihren Charme verloren", er hingegen wollen seinen "gern noch eine Weile behalten". Überraschend kam diese Aussage damals nicht. Denn Sascha Hehn, der am 11. Oktober 70 wird, war zwar in beruflicher Hinsicht immer offen für alles. Alles mit sich machen ließ er allerdings nie. Vielleicht auch deshalb wurde es in den letzten Jahren ruhiger um ihn.
Als Sohn eines Schauspielers und einer Regieassistentin und Souffleuse war Hehns Karriere wohl vorgezeichnet: Bereits im Alter von fünf Jahren feierte er sein Filmdebüt in "Hubertusjagd" (1959) und stand auch in den folgenden Jahren immer wieder für Kinofilme und TV-Serien vor der Kamera. Dass er wegen Dreharbeiten auch Schulstunden verpasste, brachte ihm schon früh Häme ein: Einmal, so Hehn im teleschau-Interview, habe sein Mathematiklehrer gesagt: "'Du wirst später mal die Gleisschwellen anstreichen müssen!' Ich hab' dann gesagt: 'Fein, dann bin ich wenigstens an der frischen Luft.'"
Hehn: "Ich muss in den Kommerz"
Für Hehn, der wegen seiner zahlreichen Engagements die Handelsschule noch vor Erlangung der Mittleren Reife verließ, war die Schauspielerei als Beruf ohne Alternative. Auch deshalb trat er in den 70er-Jahren in zahlreichen, oft pseudo-aufklärerischen Softsex-Filmen ("Mädchen beim Frauenarzt", "Schulmädchenreport", "Die Klosterschülerinnen") auf.
Es hätte damals noch "kein Sozialamt für Schauspieler" gegeben, so Hehn im teleschau-Interview: "Außerdem war's ja keine echte Pornografie, in gewisser Weise trugen wir sogar zur Aufklärung des Landes bei. Allerdings wird so was immer mal wieder gerne gegen einen verwendet, wenn man es braucht."
Dass Hehn in dieser Zeit auch erfolgreich am Theater spielte, wird oft übersehen. Gemeinsam mit Schauspiellegende O. W. Fischer ging er Anfang der 70er-Jahre mit dem Stück "Ein Glas Wasser" auf Tournee, bei den Salzburger Festspielen spielte er den Orlando in Otto Schenks "Wie es euch gefällt". Ernst Haeussermann, der ehemalige Burgtheaterdirektor, wollte ihn damals, in den frühen 80-ern, am Wiener Theater in der Josefstadt engagieren. Doch Hehn wollte nicht. "Ich muss in den Kommerz, ich muss Geld verdienen", war sein Argument.
Hehns Anspruch: sich nicht lächerlich machen
Trotz finanzieller Sorgen genoss Hehn diese Phase seiner Karriere: Im teleschau-Interview erinnerte sich der gebürtige Münchner daran, wie er sich mit Helmut Fischer ("Monaco Franze"), Helmut Dietl ("Kir Royal") und Towje Kleiner ("Der ganz normale Wahnsinn") immer im Café an der Münchner Freiheit getroffen habe. "Das war die schönste Zeit in Schwabing", so erinnert er sich, "man war arbeitslos und hat kein Pulver gehabt."
Spätestens mit dem festen Engagement auf dem "Traumschiff" (1981-1991) und seiner Rolle als Dr. Udo Brinkmann in "Die Schwarzwaldklinik" (1985-1989), die ihn zum Frauenschwarm und TV-Publikumsliebling machten, endete diese Zeit. Und auch wenn Hehn in den folgenden Jahren von der TV-Serie ("Dr. Markus Merthin"), über Heimatfilm ("Der Wildschütz - Im Tal des Schweigens") und Theater ("Egmont" am Ernst-Deutsch-Theater in Hamburg) bis zur Selbstparodie ("Lerchenberg") so ziemlich alles machte, legte er immer Wert auf einen gewissen Anspruch.
Als Hehn den fertiggestellten Musikfilm "Das Musikhotel am Wolfgangsee" (2008) sah, in dem er einen raffgierigen Geschäftsführer spielte, war er so entsetzt, dass er dem "Focus" ein viel zitiertes Interview gab: "Wer Geld hat, mich zu bezahlen - und ich bin nicht der Billigste -, muss auch Geld haben, dem Produkt eine Chance zu geben", sagte Hehn, "Ich erwarte da einen professionellen Regisseur, professionellen Ton. Ich mache doch kein Hartz-IV-Programm für den Fernsehnachmittag." Falls er nun keine Rollen im Fernsehen mehr bekäme, sei das für ihn in Ordnung: "Ich mähe lieber für 15 Euro irgendwem den Rasen, bevor ich mich in meinem Beruf lächerlich mache."
Rückzug ins Privatleben
Auch wenn er danach noch einmal aufs "Traumschiff" zurückkehrte, hat Hehn wohl inzwischen endgültig mit dem Fernsehen abgeschlossen. Seine einzige Rolle in den letzten Jahren spielte er 2022 in "Der Ölprinz" bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg. Ansonsten - so lässt zumindest sein Instagram-Profil vermuten - kümmert er sich um andere: Man sieht Hehn dort bei zahlreichen Promi-Golfturnieren. Schon 2008 erklärte er im teleschau-Interview, dass er "einen großen Teil meiner Freizeit für gute Zwecke" verwende, er setze sich "bei den Golf-Eagles oder bei der Franz-Beckenbauer-Stiftung ein."
Schlagzeilen machte Hehn zuletzt nur mit seinem Privatleben. Anfang August verriet er gegenüber "Bunte", dass er seine langjährige Partnerin, die 18 Jahre jüngere Unternehmerin Gloria Krass, bereits 2022 geheiratet habe. Dass die Öffentlichkeit davon nichts mitbekam, war gewollt: "Wir leben eigentlich zurückgezogen. Wir wollten unser Glück für uns genießen und es nicht an die große Glocke hängen", sagte Hehn.