Nur wenige Monate nach seinem Ausstieg als News-Anchorman bei "RTL aktuell" kehrte Peter Kloeppel für seinen Haussender vor die Kamera zurück. Diesmal allerdings nicht im Studio, sondern als Berichterstatter vor Ort: Für seine Reportage "Wie lösen wir die Flüchtlingskrise?" recherchierte der Journalist in überlasteten Kommunen, bei Schleppern in der Türkei - und auch in Flüchtlingsheimen, wo er mit den Betroffenen selbst sprach. "Wenn Geflüchtete hier ankommen und ein Dach welcher Art auch immer über dem Kopf haben, sind sie erst mal erleichtert", berichtet Kloeppel im Interview mit der Agentur teleschau. In den Gesprächen mit Geflüchteten hätten er und sein Team aber auch erfahren, "dass diese Erleichterung irgendwann in Frustration umschlägt".

Dies sei etwa dann der Fall, wenn es mit den Ämtern Verständigungsprobleme gäbe, weil Verfahren zu lange dauerten - aber auch, "weil man mit dem Erlernen der Sprache kämpfe, weil man noch nicht arbeiten dürfe oder könne und weil die Aussicht auf einen festen Wohnsitz mit eigener Wohnung nicht näher rücke". Nach seinen Recherchen weiß Kloeppel: "Viele Träume von einem besseren Leben zerplatzen dann irgendwann." Für die Lösung der Flüchtlingskrise könnte die Gesellschaft daraus lernen, "dass die Verfahren auf allen Ebenen schneller werden müssen, damit zerplatzte Träume nicht in aufgestauter Aggression enden".

"Wie unattraktiv wollen wir sein?"

"Die Flüchtlingsproblematik per se wird nicht hochgekocht, die existiert einfach", ordnet Kloeppel im teleschau-Interview ein. "Es kommen weiterhin jede Woche tausende von Menschen, viele davon irregulär oder illegal nach Deutschland, die hier Schutz, Zuflucht, ein besseres Leben suchen." Doch fehlten fast immer die wichtigsten Dinge die man brauche, um in Deutschland "ein erfülltes und produktives Leben führen zu können" - und damit "die Voraussetzungen, sich integrieren zu können". Die Kommunen, so Kloeppel, seien "vielfach überlastet mit den Integrations-Aufgaben, die man ihnen aufbürdet". Derweil erschwere die Bürokratie pragmatische Lösungen. Für den 66-Jährigen geht aus seinen Beobachtungen hervor: "Viele Städte und Gemeinden sind tatsächlich an der Belastungsgrenze angekommen."

Wenn geflüchtete Menschen nach Deutschland kämen, "dann sollte so schnell wie möglich geklärt werden, ob sie bleiben dürfen oder nicht". Die Verfahren dafür könnte man in Deutschland "bestimmt noch effektiver, stringenter und zügiger gestalten". Kloeppel ordnet die Flüchtlingskrise im Interview als "globales Problem" ein, wobei Deutschland unter Flüchtenden "wegen seiner hohen sozialen Standards weiterhin als das Land mit der größten Attraktivität" gelte. "Wir müssen uns vielleicht alle fragen: Wie unattraktiv wollen wir sein?", so Kloeppel.

"Weiß, warum ich irgendwann mal diesen Beruf gewählt habe"

Auf sein persönliches Leben nach dem Ausstieg als Nachrichtenmoderator angesprochen, wiegelt Kloeppel im Interview mit teleschau ab: "Sooo lange ist mein Abschied ja nun noch nicht her." Es gäbe in seinem "neuen Leben" Tage, in denen er die Arbeit gar nicht vermisse - "aber wenn ich für ein Projekt wie dieses vor der Kamera stehen und über ein wichtiges Thema berichten kann, dann weiß ich auch gleich wieder, warum ich irgendwann mal diesen Beruf gewählt habe".