2020 erschien mit "Du hast das Leben vor dir" der bis dato letzte Film von Sophia Loren, beim Streaminganbieter Netflix. Damals war "La Divina" ("die Göttliche") bereits 86 Jahre alt, Regie führte bei dem italienischen Drama ihr Sohn Edoardo Ponti. Der Film ist eine Adaption von Romain Garys gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1975. "Es ist erstaunlich, mit welcher Energie und wie begeistert sie an jeder Szene arbeitet", zitierte das Nachrichtenportal "Sputnik" Ponti. Doch natürlich ist so ein Dreh inzwischen die Ausnahme. Im hohen Alter ist eine der größten Diven Hollywoods der Öffentlichkeit müde geworden. Viel lieber widmet sich die Witwe des italienischen Star-Produzenten Carlo Ponti ihren Söhnen, Carlo jr. und Edoardo, und deren Familien. Und die Ruhe hat sie sich definitiv verdient. Am 20. September vollendet Sophia Loren ihr 90. Lebensjahr.

Ihre letzte große Hauptrolle hatte die gebürtige Neapolitanerin 2010, als sie in der biografischen Miniserie "La mia casa è piena di specchi" ihre Mutter, Romilda Villani, verkörperte. Kurz zuvor mimte sie in dem von Regisseur Rob Marshall inszenierten Musicalfilm "Nine", der 2010 in die Kinos kam, die "Mamma" des exzentrischen Filmemachers Guido Contini, der von Daniel Day-Lewis verkörpert wurde. Ganz tatenlos war Sofia Villani Scicolone, wie sie bürgerlich heißt, in dem letzten Jahrzehnt allerdings nicht: Nach ihren Kochbüchern veröffentlichte sie 2015 ihre Autobiografie "Mein Leben".

In den 50er- und 60er-Jahren wurde die Loren zum Star und Sinnbild für weibliche Erotik. Sexy und elegant zugleich, spielte sie an der Seite von Cary Grant, Gregory Peck oder Charles Boyer. Ihr persönlicher Favorit als Kollege war der Italiener Marcello Mastroianni.

"Nicht hübscher als andere"

In der leichten Liebeskomödie "Schade, dass du eine Kanaille bist" spielte Sophia Loren 1954 neben eben jenem Mastroianni eine ihrer Paraderollen. Eine Gaunerin, die gewitzt und mit Charme ihre Ziele verfolgt und die vor allem nicht auf den Mund gefallen ist. Denn bei all der blendenden Schönheit ist die Loren auch ein Typ. Eine, die sich durchsetzen kann oder die Augen zu verdrehen vermag wie keine Zweite, wenn die Sprache nicht mehr ausreicht, um ihre Antipathie oder ihren Ärger auszudrücken. Über ihre Schönheit indes sagt sie: "Ich bin nicht hübscher als andere. Nur anders."

Auch im Alter ist die Frau mit den grünlichen Katzenaugen und dem großzügigen Mund eine Dame mit großer Ausstrahlung. Die Macher des Pirelli-Kalenders ließen die Schauspielerin noch 2006 leicht verhüllt ablichten. "Entschlossenheit" sei nötig gewesen, um derart gewagte Bilder machen zu lassen, sagte die Signora damals.

Die ohne Vater aufgewachsene Schauspielerin - im Italien der Nachkriegszeit ein schweres Schicksal - war als Kind "hässlich, aufgeschossen, mager wie ein Stock", sagte Sophia Loren einst. Nur kurze Zeit später wurde sie zu einer Begierde weckenden Schönheit, die mit 14 ihren ersten Schönheitswettbewerb gewann. Jenes Schaulaufen führte sie schließlich nach Rom, wo sie, von Carlo Ponti entdeckt und hofiert, ihren Weg über B-Movies bis an die Spitze Hollywoods machte.

Anlässlich ihres 90. Geburtstags zeigt ARTE am Freitag, 20. September, und Donnerstag, 26. September, jeweils um 15.55 Uhr "Sophia Loren - Porträt einer Diva". Der RBB strahlt außerdem die Komödien "Wie herrlich, eine Frau zu sein" (Samstag, 21. September, 23.30 Uhr) und "Schade, dass du eine Kanaille bist" (Sonntag, 22, September, 1.00 Uhr) aus.