Jana Wosnitza im Interview: "Ich kann nur gut sein, wenn ich wirklich ich bin"

Jana Wosnitza zum Start der neuen NFL-Saison Im zweiten Jahr führt die Sportjournalistin Jana Wosnitza nun bei RTL durch die NFL-Übertragungen. Ihr Ziel weiterhin: "vor der Kamera so gut wie es nur geht die gleiche Person wie hinter der Kamera zu sein".

Damals beim Darts, sagt Jana Wosnitza, habe sie das Moderieren gelernt. Es war eine harte Schule - mit leidenschaftlichen Fans, unzähligen Fachausdrücken und einer ganzen Menge Party und Testosteron drumherum. Sport1 war über Jahre die Heimat der Sportjournalistin, die nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre und einem Praktikum beim FC Bayern für sich beschloss, andere Wege zu gehen. 2017 kam die gebürtige Kölnerin zu Sport1, volontierte dort und wurde bald schon auf ihre On-air-Tauglichkeit geprüft. Es folgte: der "Doppelpass" - das fraglos wichtigste Format des Senders, das sie als Co-Moderatorin begleitete. Dann meldete sich RTL, und damit stand Jana Wosnitza vor eine der bis dahin wichtigsten Fragen ihrer Karriere: Sollte sie wechseln? Hin zum mächtigen Entertainment-Sender, zurück nach Köln, mit allen Vor-, aber auch Nachteilen? Seit der vergangenen Saison nun führt die inzwischen 30-Jährige als Moderatorin durch die in der Regel sonntäglichen Übertragungen der NFL. Vor wenigen Monaten wurde sie auch dem nicht sportaffinen Publikum bekannt, als sie bei der RTL-Liveshow "Let's dance" teilnahm und am Ende einen herausragenden zweiten Platz belegte.

Die neue reguläre NFL-Saison startet bei RTL in der Nacht zum Freitag, 6. September, um 1.50 Uhr, wenn der amtierende Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs die Baltimore Ravens empfängt. Am Sonntag, 8. September, 19.00 Uhr geht es dann weiter - zunächst mit den New York Giants, die die Minnesota Vikings zu Gast haben. Um 22.25 Uhr folgen die Tampa Bay Buccaneers gegen die Washington Commanders.

teleschau: Wenn Sie American Football mit einem Tanz vergleichen müssten - welcher wäre das?

Jana Wosnitza: Da nehme ich den Charleston: ein bunter Tanz, der viel Raum für Entertainment lässt.

teleschau: Nichts Formelleres? Football ist ja auch ein bisschen wie Rasenschach ...

Jana Wosnitza: Auch das ist wahr. In diesem Fall bietet sich der Paso Doble an. Der Tanz des Mannes, sehr energetisch. Das würde schon auch zu dem Sport passen. Beide Vergleiche kommen infrage. Aber allein die Tatsache, dass wir über diese Frage diskutieren, ist schon ein Sinnbild für die Bandbreite, die der American Football zu bieten hat. Die NFL vereint Entertainment und Sport auf höchstem Niveau.

teleschau: Hier kommt die Frage aller Fragen, die Fans dieses Sports immer wieder gestellt bekommen: "Was ist so großartig an American Football? Warum schaust Du das?" Was antworten Sie?

Jana Wosnitza: Es sind dieser besondere Reiz aus Sport und unfassbarer Athletik, die uns regelmäßig ins Staunen versetzt, und der Faktor Entertainment, den die NFL in Perfektion zu bieten hat. Von einem komplexen Regelwerk sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn der Zugang ist total einfach, weil die Grundregeln eben sehr simpel sind. Es braucht nur wenige Informationen, um die Magie dieses Sports zu spüren. Hinzu kommt noch der Reiz der Ferne. Football ist der US-Sport schlechthin, und er bietet ein paar echte Typen.

teleschau: Was hat Sie in Ihrer ersten Saison am meisten überrascht?

Jana Wosnitza: Ich hätte gedacht, dass es mir schwerer fallen würde, alles unter einen Hut zu bekommen. Nach dem Wechsel von Sport1 zu RTL war so vieles neu für mich: neuer Sender, neues Studio, neues Team und eben ein neuer Sport. Ich nahm an, dass es mehr Zeit bräuchte, mich wie zu Hause zu fühlen.

teleschau: Und dann ging es doch schneller?

Jana Wosnitza: Ja. Weil wir in einer engen Taktung produzierten, also jeden Sonntag, kam früh das Gefühl in mir auf, schon viel länger dabei zu sein. Am Anfang gab es durchaus auch Gegenwind aus der Community für mich. Aber sofort sprangen Patrick Esume und Björn Werner für mich in die Bresche, der Support des gesamten Teams war großartig. Wir sind als Team extrem schnell zusammengewachsen. Und die Hater sind mittlerweile auch verstummt.

Thema Testosteron

teleschau: ProSieben war es ja zuvor durchaus gelungen, diesen Sport über die intensive Betreuung der Community hierzulande zu etablieren. Da wurde der Wechsel der Übertragungsrechte zu RTL von vielen Fans eher skeptisch gesehen. Und Sie waren so ein bisschen das Sinnbild dafür, obwohl Sie ja nichts dafür konnten ...

Jana Wosnitza: Ich sah genau darin eine Herausforderung, die ich annehmen wollte. Es ist in gewisser Hinsicht übrigens völlig in Ordnung, dass mich einige wenige aus der Football-Community erst einmal skeptisch beäugt haben. Das zeigt im Grunde nur, welche Bedeutung sie diesem Sport beimessen. Ich denke aber schon, dass bald deutlich wurde, wie sehr uns alle diese Liebe zum Sport eint. Heute haben wir Fans und Zuschauer davon überzeugt, wie ernst es auch dem Sender RTL ist, American Football in Deutschland voranzubringen.

teleschau: Zwischendrin gefragt: Wer gewinnt den Super Bowl 2025?

Jana Wosnitza: Puh. Ich sympathisiere ein wenig mit den San Francisco 49ers. Es wäre mal an der Zeit für das Team nach all den Jahren.

teleschau: Sie selbst haben eine Weile lang in den USA studiert ...

Jana Wosnitza: Ja, ich war ein halbes Jahr in San Diego.

teleschau: Wie ist heute Ihre Beziehung zu den Vereinigten Staaten?

Jana Wosnitza: Ich mag einfach diese amerikanische Denke. Dieses Gefühl: "Nichts ist mir zu groß. Es ist erlaubt, alles zu denken, immer einen Schritt weiter zu wollen." Das ist eine Mentalität, die ich schätze und die sich eben auch im Sport wiederfindet. Die NFL ist schon sexy, und das hat natürlich mit großartigem Marketing zu tun. Es ist dort einfach klar: An Football kommst du nicht vorbei. Sport bringt die Menschen zusammen. In den USA und auch hier ...

teleschau: Sie trafen in den vergangenen zwei, drei Jahren auf Sportler unterschiedlichster Prägung: Tänzer, Dart-Profis, Football-Spieler und natürlich Fußballer. Welche Klischees stimmen?

Jana Wosnitza: Ach, ich denke wirklich fern von Klischees. Was ich aber sagen kann, ist, dass an der einen oder andere Stelle schon sehr viel Testosteron mit dabei war. Aber das mag ich auch und kann damit auch gut damit umgehen.

teleschau: Es gab diesen eindrucksvollen Moment, bei dem Sie zwischen gefühlt hunderten zwei Meter großen Hünen direkt nach dem Ende des Super Bowls auf dem Rasen standen und auf Interview-Jagd waren ...

Jana Wosnitza: Es kam zur Verlängerung bei dem Spiel, und wir alle standen ewig in den Katakomben. Und dann stürmen all diese Menschen auf einmal auf den Platz. Das war schon besonders - und ja für mich das erste Mal. Ich hatte diese Ausnahmesituation bis dahin nur im Fernsehen gesehen. Aber wir hatten uns gut vorbereitet. Trotz der Wärme in Las Vegas behielt ich meine neongrüne Jacke an, damit mich unsere Kameras irgendwie wiederfinden konnten. Hat geklappt. Und dann war mir klar: Ich muss jetzt für das deutsche Publikum alles geben, um an das eine oder andere Interview mit Patrick Mahomes oder Travis Kelce zu kommen. Immerhin - berührt habe ich sie (lacht). Aber es war erst mein Jahr eins, mein erster Super Bowl vor Ort. Wir müssen ja alle noch Ziele haben ...

"Bei RTL zählt eben nicht nur der Sport, sondern auch die Unterhaltung"

teleschau: Nach dem Ende der Saison haben Sie sich für einige Monate auf die RTL-Show "Let's Dance" eingelassen. Hat RTL Sie irgendwie gezwungen oder wollten Sie das wirklich?

Jana Wosnitza (lacht): Nein nein, ich wollte das. Ich bin einfach ein großer Fan von Fernsehen. Ich liebe Sport und ich liebe Unterhaltung. Dieses Format bringt das beides auf großartige Weise zusammen. Darüber hinaus sah ich es als persönliche Challenge.

teleschau: Inwiefern?

Jana Wosnitza: "Let's Dance" bot mir die Chance, für eine Weile meinen eigentlichen Beruf beiseitezulegen und herauszufinden: Was kann ich sonst noch aus mir rausholen? Hier eben als Tänzerin. Da hatte ich ja gar keine Erfahrung. Mein Vater erschrak fürchterlich, als er das hörte. "Kind, was soll das? Du kannst doch gar nicht tanzen", sagte er. Und ich versuchte verzweifelt ihm zu erklären, dass ja genau das der Witz an der Show ist.

teleschau: Sie wurden Zweite im Finale. Und Ihr Vater kannte diese Begabung bis dahin nicht?

Jana Wosnitza: In keiner Weise. Er war sich sicher, dass es eine Vollkatastrophe geben wird (lacht).

teleschau: Sie zahlen bei Ihrem neuen Heimatsender aber auch einen Preis. Die schwere Krebserkrankung Ihrer Mutter wurde bei "Let's Dance" mehrfach zum Thema gemacht. War Ihnen klar, dass es bei RTL eben nicht mehr wie im "Doppelpass" bei Sport1 ist? Dass sie in gewisser Hinsicht also selbst zum Gegenstand der Berichterstattung werden?

Jana Wosnitza: Ja, schon. Über dieses Thema habe ich aber schon weit vor einem Wechsel nachgedacht. Wer im Fernsehen ist, fragt sich eben auch: Was für eine Moderatorin möchte ich sein? Es gibt zwei Wege: Der eine ist, sich alleine auf das Fachliche und den Journalismus zu konzentrieren und damit auch ein wenig unnahbar zu sein. Und andererseits kann man eben auch versuchen, vor der Kamera so gut wie es nur geht die gleiche Person wie hinter der Kamera zu sein. Ganz sicher biete ich dann mehr Angriffsfläche, und ganz sicher mag das nicht jeder. Aber für mich ist das der richtige Weg - der einzige Weg. Ich kann nur gut sein, wenn ich wirklich ich bin. Und ja, klar, bei RTL zählt eben nicht nur der Sport, sondern auch die Unterhaltung. Kein anderer Sender schafft es beides so gut zu vereinen, wie RTL.

teleschau: Sie halten sich bei Ihrem Privatleben recht bedeckt. Warum haben Sie das Thema rund um ihre Mutter dann doch zugelassen?

Jana Wosnitza: Natürlich sprach ich vorher mit ihr darüber. Sie wollte das öffentlich machen, weil sie selbst viel Halt in den Geschichten anderer gefunden hatte. Wenn sie also nur einer einzigen Person damit ein bisschen helfen konnte, dann hat es sich, sagt sie, für sie schon gelohnt. Mir war nur wichtig, nicht zu früh mit dem Thema an die Öffentlichkeit zu gehen. Das kam erst in Show neun zur Sprache. Es ging mir darum, dass die Menschen mich erst einmal kennenlernen. Unter keinen Umständen wollte ich, dass der Eindruck entsteht, dass diese Familiengeschichte wie eine Spielkarte für mich in diesem Wettbewerb ist. Und so war es ja auch nicht.

teleschau: Nach einem Jahr bei RTL: Wünschen Sie sich weitere Aufgaben als Unterhalterin jenseits des Sports?

Jana Wosnitza: Absolut. Natürlich habe ich Lust, aber ich forciere nichts. Ich bin froh bei RTL zu sein, weil dieser Sender für mich viele Möglichkeiten bietet. Die Branche ist bekanntermaßen schnelllebig: Es kann immer alles anders kommen, als man denkt.



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