MC5 gehörten in den 60-ern neben den Stooges und Suzi Quatro zu den ganz großen Nummern in der Rockszene von Detroit, bis heute werden sie als entscheidende Wegbereiter des Punk gefeiert. Nun erlebt die Band ein bemerkenswertes (und bemerkenswert spätes) Revival: 53 Jahre nach der bislang letzten MC5-Platte erscheint noch einmal neue Musik. Es ist zugleich das offiziell letzte Album der Band. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Andrea Berg und Kylie Minogue.

MC5 - Heavy Lifting

Das lange Warten hat ein Ende, könnte man sagen. Wobei von den Menschen, die wirklich mal auf dieses Album gewartet haben, mutmaßlich nicht mehr so viele übrig sind. MC5 gelten als wichtige Vorreiter des (amerikanischen) Punk - wenn jemand die Geschichte des Genres zusammenfasst, taucht dort irgendwo zwischen den Stooges mit Iggy Pop und den Ramones immer auch die besagte Band aus Detroit auf. 1964 gegründet und 1972 schon wieder aufgelöst, veröffentlichten MC5 gerade einmal drei Alben. Jetzt, 53 Jahre nach "High Time" (1971) und fast zeitgleich mit der Aufnahme in die Rock & Roll Hall of Fame, kommt ein viertes hinzu: "Heavy Lifting".

Nur drei Alben während der "aktiven" Zeit - es mag auch daran gelegen haben, dass das Geschehen auf der Live-Bühne damals viel wichtiger war als die Arbeit im Tonstudio. Sex, Drugs und Rock'n'Roll mit klarer politischer Ausrichtung (weit links): MC5 haben seinerzeit vorgemacht, wie's geht, und von diesem urtümlichen wilden Rock-Spirit leben auch die meisten der 13 neuen Songs.

Ob "Heavy Lifting" wirklich als neues MC5-Album durchgeht, darüber lässt sich streiten. Von der Originalbesetzung war zuletzt nur noch Sänger und Gitarrist Wayne Kramer als festes Mitglied dabei, und nach seinem Tod im Februar 2024 wurde die Platte nun ohne echte MC5-Musiker fertiggestellt. Allerdings: Kramer hatte bei den allermeisten Titeln noch selbst die Finger im Spiel, und darüber hinaus helfen diverse Gastmusiker dabei mit, das Vermächtnis dieser urgewaltigen Rockband zu feiern - zum Beispiel Tom Morello, Slash und William DuVall (Alice in Chains). Produziert wurde das Album vom legendären Bob Ezrin.

Andrea Berg - Andrea Berg

"Ich halt's nicht mehr aus, ich muss hier mal raus, will tanzen geh'n / Ich war viel zu lange allein, jetzt will ich die Sterne seh'n / Ich stelle mir vor, heute begegne ich Dir ..." - "Wem, mir?", beginnen da manche Verehrer von Andrea Berg vielleicht wieder zu träumen. Und die Frauen gewinnen womöglich für einen Moment den Glauben daran zurück, dass der richtige Märchenprinz doch noch kommt. Man kennt diese Lieder im Grunde schon vor dem ersten Abspielen, hat sie bei Andrea Berg bereits in hundert verschiedenen und doch immer ähnlich gestrickten Versionen gehört. Aber das muss man ihr eben auch lassen: Sie weiß weiterhin ganz genau, wie sie ihre Fans mitnimmt.

Mit welchen Mitteln Andrea Berg es anstellt, auch auf ihrem 18. Studioalbum, das sie schlicht "Andrea Berg" nennt, ist kein Geheimnis: Sehnsucht, Liebe und ganz viel Romantik, Romantik, Romantik. Zwölf Lieder insgesamt, ein Mix aus Tanz-Schlager und Große-Gefühle-Balladen. Mit stürmischen Nächten, in denen die Berg ihr Herz verliert, mit Träumen vom Fliegen und mit Männern, die ihr "gefährlich" werden könnten. Da ist der betörende "Sag niemals nie"-Flirt, da ist "Das Knistern von damals". Da ist aber auch ganz viel innige, vertraute Zweisamkeit. Der richtige Märchenprinz, vielleicht sitzt er ja schon hier direkt nebendran auf dem Sofa. Einmal zur Seite drehen und ein großes Bussi auf die Backe - auch wenn er die Spülmaschine nach 30 Jahren immer noch falsch einräumt.

Kylie - Tension II

Ist es ihr zweiter Pop-Frühling oder doch eher schon der dritte? So oder so: Diejenigen, die gerne behaupten, dass man jenseits der 40 keine aufregende und zeitgemäße Popmusik mehr machen kann, hat Kylie Minogue zuletzt mit Glanz und Gloria eines Besseren belehrt. Mal wieder. "Tension", das letzte Album der Australierin: Das war eine Pop-Hit-Sammlung erster Klasse, bei der viele Jüngere nur vor Neid erblassen konnten, und überhaupt eines der ganz großen Musik-Highlights 2023. Jetzt, "padam padam", legt Kylie mit einer Art Sequel-Platte nach.

"Tension" eroberte in mehreren Ländern die Spitze der Charts (Deutschland: Platz fünf), für die Single "Padam Padam" wurde Kylie sogar mit einem Grammy in der Kategorie "Best Pop Dance Recording" ausgezeichnet. "Die 'Tension'-Ära war so etwas Besonderes für mich", schwärmt die 56-Jährige. "Ich kann es unmöglich zulassen, dass sie jetzt schon vorbei ist! Willkommen zu 'Tension II'."

Der neue Langspieler enthält insgesamt 13 Songs, immerhin neun davon sind brandneu. Und ein bisschen profitiert Kylie (den Nachnamen lässt sie inzwischen meistens weg) hier auch von dem Rückenwind, den der jüngste Erfolg mit sich brachte: Neben einem Feature mit ihrer 21 Jahre jüngeren und zuletzt ebenfalls schwer angesagten Pop-Kollegin Bebe Rhexa sind weitere prominente Kollabo-Nummern mit Star-DJ Diplo ("Midnight Ride") und Sia ("Dance Alone") dabei. Für 2025 ist auch wieder eine große Welt-Tournee geplant. Läuft für Kylie!