Vor zehn Jahren, am 11. September 2014, trauerte ganz Deutschland um eine der letzten großen Fernsehlegenden. Joachim Fuchsberger verstarb an jenem Tag im Alter von 87 Jahren zu Hause in München-Grünwald. "Blacky" war ein Künstler mit Haltung und Charakter, ein Mann, dem das Wort "Star" ebenso wenig gefiel wie so manche Entwicklung in der Gesellschaft.

"Wenn ich das Zeitliche segne, den Löffel abgebe, ist es vorbei - aus, Schluss, das war's, danke! Wovor sollte ich Angst haben?" - Joachim Fuchsberger sprach ein Jahr vor seinem Ableben in einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau offen über seine ganz persönliche Sicht auf das Lebensende. Er habe ihn schließlich schon öfter getroffen, den Tod. Er sei "ein alter Vertrauter. Für mich ist er wie der Boandlkramer aus dem 'Brandner Kaspar' - das macht es leichter. Es ist eine Gaudi", sagte der Star, der 2011 das autobiografische Buch "Altwerden ist nichts für Feiglinge" (erschienen im Gütersloher Verlagshaus) herausbrachte.

Der Wert von Familie

Offen und geradeheraus - das war immer Blackys Art. Er habe "nie das Maul gehalten", wenn seine Meinung gefragt war, sagte der Mann, der mit den Edgar-Wallace-Filmen ebenso TV-Geschichte schrieb wie später als Show- und Talkmaster. Er moderierte die Talkshow "Heut' abend", die von 1980 bis 1991 im Ersten lief, und die ARD-Quizshow "Auf Los geht's los". Fuchsberger war Stadionsprecher bei Olympia 1972 in München, 2011 erhielt er den Fernsehpreis für sein Lebenswerk: Seine natürliche Art kam an. Die Deutschen schlossen "Blacky" in ihr Herz, weil er ihnen ehrlich und nahbar erschien. Und weil er so souverän und stets verlässlich war: Als Deutschland zu einer Fernseh-Nation wurde, in den 60er-, 70er- und 80er-Jahren, war Fuchsberger immer dabei - sowohl als TV-Star, der für Unterhaltung sorgte, als auch als engagierter Mitbürger, der es als prominente Persönlichkeit mit Attitüde stets verstand, die Dinge beim Namen zu nennen.

Er war kein klassischer Intellektueller, sondern einer, der das Herz auf der Zunge trug und seine Meinung sagte. So sei es schon in seiner Jugend gewesen. "Ich kam um das Militär und den Krieg nicht herum, aber ich ging meinen Weg, habe immer gesagt: Ich bin ich! Wenn ich etwas für grundfalsch hielt, machte ich es nicht - wie der Gefreite Asch in meiner ersten großen Filmrolle." In "08/15", einem deutschen Spielfilm aus dem Jahr 1954, hatte Fuchsberger die Gelegenheit, einiges aufzuarbeiten. An der Front hatte er "unvorstellbare Grausamkeiten erlebt, Nahkampf, Stalinorgeln, Bomben, alles", so Fuchsberger. "Aber den Glauben verlor ich erst bei einem Feldgottesdienst an der Ostfront, als die Soldaten für den nächsten Angriff gesegnet wurden und ich mir bewusst machte, dass genau das gleiche auf der anderen Seite auch passiert. Ich dachte mir: Da werden Soldaten sich bekämpfender Armeen von ein und demselben Gott gesegnet, sich abzuschlachten - da stimmt was nicht."

An der Front, erinnerte sich Joachim Fuchsberger gegenüber teleschau, hätten viele aus dem Glauben die Kraft gezogen, um durchzuhalten. "Also musste ich mir eine Alternative suchen. Das war die Familie, daran konnte ich glauben. Die Familie habe ich später auch immer über den Beruf gestellt. Wenn ich irgendwo auf der Welt drehte, war immer Bedingung, dass ich die Familie mitnehmen kann - am Amazonas oder im tiefsten Afrika. Wenn das nicht ging, sagte ich ab. Entweder meine Familie geht mit, oder ich bleibe da - der Satz war berühmt."

Lernen, dankbar zu sein

Das letzte große Thema des bekennenden Agnostikers: der Umgang mit dem Herbst des Lebens. Das Alter, es werde "isoliert, es wird in Anstalten weggeschoben, aus der Gesellschaft herausgehalten", schimpfte Blacky im teleschau-Interview. Und auch wenn die Stimme schon etwas brüchig war, seine Worte strotzten da noch vor Energie.

In Wolfgang Murnbergers erstaunlich aggressiver Komödienfortsetzung "Die Spätzünder 2 - Der Himmel soll warten", die im Oktober 2013 im Ersten ausgestrahlt wurde, spielte er dann noch einmal eine große Rolle, ein Auftritt, der gut zu diesen Worten passte. "Die Alten leben im Heim und werden dort übertherapiert, bis hin zum pürierten Essen. Sie fühlen sich wie Kinder, denen man keine eigene Entscheidung mehr zutraut", schimpfte Fuchsberger. Er vermisste hierzulande den Respekt, mit dem man in südlichen Ländern den Älteren begegne. "Dort sind die Alten noch Teil der Familien. Aber bei uns reden wir darüber nicht mehr, wenn wir über Familienpolitik reden, da geht es nur noch um Krippenplätze und wie alles finanziert werden soll. Im südlichen Europa passen die Großeltern auf die Kleinen auf, wenn die Eltern nicht zu Hause sein können."

Allzu politisch wollte er im hohen Alter jedoch nicht mehr werden. "Ich bin dabei, die Welt von heute zu beenden, was will ich da mit morgen?", lachte Fuchsberger 2013 in seiner typischen, humorvollen Art. "Meinen noch relativ kurzen Lebensabend lasse ich mir durch solche Dinge nicht verderben. Früher wollte ich über alles Mögliche mitdiskutieren, aber in meinem Alter muss ich das nicht mehr machen."

Blacky konzentrierte sich lieber auf sein Zuhause, auf die Ehe mit seiner, wie er es stets sagte, "wunderbaren Frau" Gundel. 2010 musste das Ehepaar Fuchsberger einen harten Schicksalsschlag verkraften: Ihr Sohn Thomas starb mit 53 Jahren bei einem Unfall. Er war in Kulmbach (Oberfranken) aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung in einen Bach gestürzt und ertrunken. Blacky baute danach gesundheitlich ab, auch wenn er sich dem Alter gegenüber trotzig zeigte und sich in der Öffentlichkeit zu keinerlei Klagen hinreißen ließ. "Das Allerwichtigste ist, dass man nicht ständig darüber nachdenkt, was man alles nicht mehr kann, sondern lernt, dankbar zu sein, für all das, was man noch kann. Und das muss man dann aktivieren, benutzen und trainieren", sagte er noch im Jahr 2013.