Wie sehr kann ein Album eigentlich berühren!? Die Antwort, wenn es um das neue Album des Rappers Casper geht, ist eindeutig: So sehr, dass es zu Tränen rührt und gleichzeitig in einem Maß zum Nachdenken anregt, wie es in der heutigen Musiklandschaft bei Weitem nicht immer der Fall ist. Nachdem der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Benjamin Griffey heißt, bereits vor Release des Albums fünf Songs veröffentlicht hatte, war die Spannung auf die neue Platte bereits ins nahezu Unermessliche angestiegen. Und sie wurde nicht enttäuscht.
Geschrieben in "turbulenten Zeiten"
Auf dem neuen Album "Alles war schön und nichts tat weh", das seit heute erhältlich ist, schlägt Casper mal laute und auch mal ganz leise Töne an. Die Message, die er mit seinen Liedern vermitteln möchte, ist dabei immer deutlich und tut das ein oder andere Mal auch echt weh. Kennt man frühere Songs von Casper, dann ist es nichts Neues, dass der Wahlberliner auch ernste Themen anspricht, die aktueller kaum sein könnten. "Es ist in turbulenten Zeiten geschrieben worden und manche Songs dieser Tage leider aktueller denn je", schreibt der Künstler zur Entstehung seines Albums auf Instagram.
Aufgreifen von aktuellen Themen
So finden sich auf der Platte, die von Max Rieger produziert wurde, Songs, welche unter anderem die Klimakatastrophe ("Das bisschen Regen") thematisieren. Auch das Motiv der Depression sowie des Chaos‘ im Kopf, das keiner zu sehen scheint und die Fragen aufwirft "Fühlst du dich auch so? / Bin ich allein?", finden mit dem Titel "TNT" einen Platz auf dem Album. In üblicher Casper-Manier ist "Alles war schön und nichts tat weh" zudem wieder ein sehr persönliches Album, in dem Ben auch Erfahrungen und Schicksalsschläge aus seinem eigenen Umfeld verarbeitet.
"Viel Platz für viele Worte"
So erzählt "Billie Joe" von Selbstmord sowie den Narben, die der Krieg auf der Seele hinterlässt, und damit die Geschichte von Caspers Cousine aus den USA. "Ich habe an Rap-Musik eben auch immer geliebt, dass es viel Platz für viele Worte gibt. Viele Worte, um Geschichten zu erzählen", schreibt der Künstler auf Instagram zum Release der Singleauskopplung. Beim Hören dieses Liedes musste ich, ehrlich gesagt, nicht nur einmal schlucken.
Hymne an das Leben als großes Finale
Ähnlich sah es beim Finale des Albums aus - "Fabian". Darin verarbeitet Casper die Leukämie-Erkrankung eines engen Freundes und schwangt dabei zwischen der Beschreibung des Krankheitsverlaufes sowie der Hilflosigkeit und den Selbstvorwürfen, denen man sich als Angehöriger in einer solchen Situation ausgesetzt fühlt: "Und ich denk mir noch so / Wie sing ich heute "Lang lebe der Tod", hm? / Und was ein blöder Idiot / Nennt ein Album auch "Lang lebe der Tod", ha?".
Auch wenn das Album Abgründe und Schmerz aufzeigt, so endet es schließlich doch mit einem Happy End und einer Freundschaft, die "stärker ist als der Tod". "Der Song handelt von Freundschaft, ist eine Hymne auf das Leben und ich freue mich über jede Person, die sich die länger als aktuell übliche Zeit nimmt sich das anzuhören", schreibt Ben zu "Fabian" auf Instagram. Die Tränen liefen bei mir während des Hörens dieses siebenminütigen Titels trotzdem.
Album mit fünf Feature-Songs
Unterstützung hat sich Casper übrigens von der Band Provinz, von Lena, Tua, Haiyti, Kummer und Teute geholt. Ganze fünf Features finden sich auf dem Album.
Ich habe es bereits im Titel gesagt, kann es aber eigentlich nicht oft genug sagen. Mit "Alles war schön und nichts tat weh" liefert Casper in knapp einer dreiviertel Stunde reinste Poesie und damit ein, in meiner Augen, musikalisches Meisterwerk. Eine absolute Empfehlung!