Anlässlich seines 80. Geburtstags hat Wolfgang Joop die Gelegenheit genutzt, über sein Leben und Wirken zu reflektieren. "Das Tragische an meinem Beruf ist, dass nach dem großen Applaus immer auch die große Stille droht", sagte er gegenüber "Bild". "Der Beruf ist wie ein Rausch - man will immer mehr." In einem Fall gelingt es Joop offenbar, dem Ruf des Rausches zu widerstehen: Einer Rückkehr zu "Germany's Next Topmodel" erteilt die Mode-Legende eine Absage. Er zu "mittlerweile zu sensibel geworden", um an den "ganz großen Shows" teilzunehmen. "Ich kann den Wirbel um mich herum nicht mehr gut vertragen", räumte Joop ein. "Daran merkt man übrigens auch, dass man älter wird."
Ein Stück weit hat ihn die Mode jung gehalten, impliziert Joop, als er davon spricht, dass "beispielsweise Politiker mit 60 oder 60" älter wirken würden, wegen der "Outfits, die sie alle tragen müssen: das brav gebügelte Hemdchen und darüber der preisewerte Anzug. Mode ist ja immer auch Message." Er selbst habe nie die Message gehabt, "plötzlich sagen zu müssen, dass ich 80 bin".
"Mit 80 habe ich ein Recht auf Harmonie"
Seine Vorbilder seien mittlerweile "alle tot", erklärt Joop, der von sich sagt, dass er nie selbst ein Vorbild sein wollte - durch seine Erfolge im Fernsehen sei er genau das aber geworden. Dabei ist es vor allem die Endlichkeit, die den Designer umtreibt. Zum einen als Mode-Figur: Er hätte jederzeit aus der Mode kommen können, sagt Joop. "Denn zeitlose Klassiker sind allenfalls Giorgio Armani oder Ralph Lauren."
Zum anderen beschäftigt ihn auch ein größeres Ende: das des Lebens. Zwar verbiete er sich, "ständig darüber nachzudenken, wie mein Abgang sein könnte". Doch erst kürzlich habe er lange über "das Nichts" nachdenken müssen. "Der Tod ist für mich der Eintritt ins Nichts", befand Joop. Der Tod sei "für mich weder hell noch dunkel - er ist einfach das Nichts". Er habe aufgehört, das Alter zu ignorieren und freue sich nun "sehr viel bewusster darüber, was ich habe. Meine lebendige Kreativität und meine Enkelkinder zum Beispiel."
Die deutsche Mode-Ikone bereut wenig - eines der wenigen Beispiele sei, dass er früher mit Pelzen gearbeitet habe, was er heute mit seinem Engagement für den Tierschutz auszugleichen versuche. Eine Sache gibt es aber, die er sich wünscht: "Ich wünsche mir, wenn überhaupt, etwas, das ich nicht bekommen werde: dass sich alle gut verstehen." In seiner Patchwork-Familie gelinge das nur im einzelnen Umgang, "aber selten mit allen zusammen". Dabei findet Joop: "Mit 80 habe ich ein Recht auf Harmonie."