2019 spielten Annette Frier und Christoph Maria Herbst erstmals in Ralf Husmanns Serie "Merz gegen Merz" ein Paar, das sich trennen will. Die bittersüße Lebenskomik des Erfolgsautors Ralf Husmann ("Stromberg") und seines kongenialen Ensembles kam beim Publikum sehr gut an. Nach drei Serienstaffeln folgt deshalb nun ein zweiter Spielfilm als Nachklapp des Ganzen. In"Merz gegen Merz: Geheimnisse" (Donnerstag, 12. September, 20.15 Uhr, im ZDF) bemühen sich die ewigen Rosenkrieger um Frieden. Dafür gibt es andere Probleme, unter anderem mit Annes jüngerem Lover. Im Interview spricht Annette Frier (50) darüber, wann eine Liebe das Zeug zum Dauerbrenner hat und wie sie mit dem Älterwerden umgeht.

teleschau: Vor der Premiere des letzten Films "Hochzeiten" 2023 hieß es: "Zum letzten Mal zoffen sich 'Merz gegen Merz'" - wie auch schon 2021, nach dem Ende der dritten Serienstaffel. Nun gibt es mit "Geheimnisse" erneut eine Fortsetzung ...

Annette Frier: Ja, wir sind schlimmer als Roland Kaiser (lacht). Nach den drei Serienstaffeln haben wir wirklich gedacht: Das war schön. Und jetzt ist auch gut. Aber als dann Ralf Husmann mit dem 90-Minüter um die Ecke kam, hat sich noch mal ein ganz neues Format geöffnet. Und dann hat der Film letztes Jahr so Spaß gemacht - uns und offenbar auch dem Publikum ... - Also wir haben einstimmig beschlossen im Ensemble, dass wir uns jetzt jedes Jahr im März einen "Merz gegen Merz"-Film leisten. Das ZDF muss natürlich immer wieder neu zustimmen.

teleschau: Was macht "Merz gegen Merz" so erfolgreich?

Frier: Ralf Husmann ist natürlich eine Bank. Ich kenne keinen besseren Dialog-Autor in Sachen Humor. Dies in Verbindung mit Felix Stienz als Regisseur, der immer tolle Bilder findet - und das Ensemble erst: So etwas kann man sich ja gar nicht backen. Diese vier Schwiegereltern, das sind Role-Models. In "Geheimnisse" bekommen die Zuschauer wieder die sehr typische "Merz gegen Merz"-Wundertüte. Alle Charaktere bleiben sich prinzipiell treu und zweifeln konsequent am Verstand der anderen.

"Wir waren doch mal ein geiles Team"

teleschau: Sie haben mal gesagt, nach so einer Rolle wie Anne versteht man besser, was Liebe nicht ist ...

Frier: Richtig. Dass man jemanden, den man einmal sehr geliebt hat, tatsächlich noch mehr hassen kann. Gerade im neuen Film stehen die Zeichen aber auch auf Versöhnung und das Erinnern an die schönen Dinge - jetzt, wo man nicht mehr zusammenwohnt. Nach dem Motto: Wir waren doch mal ein geiles Team. Ein kleines bisschen nostalgische Rom Com ohne Happy End. Das zu spielen, mochte ich sehr.

teleschau: Sie selbst sind seit über 20 Jahren mit Ihrem Mann glücklich. Haben Sie ein persönliches Rezept, um nicht so zu enden wie Anne und Erik?

Frier: Zuallererst bin ich die schlechteste Beziehungsratgeberin, die ich kenne. Beziehungsweise: Ich bin keine Beziehungsratgeberin. Punkt. Deshalb: Keine Rezepte meinerseits. Wichtig finde ich, dass man gerne nach Hause kommt zu diesem anderen Menschen - auch dass man selbst gerne alles Mögliche erzählt und dass er oder sie noch gerne zuhört. Ich glaube, wenn diese beiden Dinge mit "ja" beantwortet sind, dann ist fast alles möglich. Auch, wenn die Arbeit dann erst losgeht. Ich mache mein Glück nicht von meinem Mann abhängig. Ich bin für mein Glück zuständig, und er ist für sein Glück zuständig. Für das Glück unserer Kinder sind wir bis zu einem gewissen Punkt gemeinsam zuständig. War das jetzt etwa ein Rezept?

Pierre Littbarski - und jüngere Männer

teleschau: Ihre allererste Liebe war ein anderer: Pierre Littbarski. Sie haben mal in einer Talkshow erzählt, dass Sie ihm als Zwölfjährige einen Liebesbrief geschrieben haben. Und vergeblich sehnsüchtig auf Antwort gewartet haben. Wofür er sich dann live im Radio entschuldigt hat...

Frier: Das stimmt. Da gab es so was wie ein Happy End. Allerdings nur im Radio. Ich konnte gar nicht sprechen vor Aufregung. Anscheinend finde ich ihn immer noch toll. Was soll's. Alte Liebe rostet nicht (lacht).

teleschau: Alte Klischees offenbar auch nicht: In "Geheimnisse" ist auch Annes jüngerer Freund wieder mit von der Partie. Der Altersunterschied und Annes Problem mit dem Älterwerden sind im Vorgängerfilm ständig präsent. Nervt es Sie, dass das Alter von Frauen immer noch so ein großes Thema in unserer Gesellschaft ist?

Frier: Mit meinen frischen 50 Jahren komme ich jetzt immerhin in eine Zeit, in der das bespielbar ist. Das war ja bisher keineswegs so. Insofern nehme ich das sportlich. Ich finde es immer witzig, wie selbstverständlich die Konstellation ist: Christoph Maria Herbst und Annette Frier, obwohl er ja auch ein paar Jahre älter ist. Dann aber Nick Benda als "jugendlicher Lover", der übrigens einen zehn Jahre jüngeren Mann spielt als er tatsächlich ist - und ich. Sofort heißt es: Hui! Jüngerer Mann! Nun ja - wie gesagt, ich nehm's sportlich.

"Humor ist risikobehaftet, das stimmt"

teleschau: Apropos 50. Wie oft wurden Sie seit Ihrem runden Geburtstag im Januar gefragt, ob diese Zahl etwas verändert hat in Ihrem Leben?

Frier: Ja, ich bin jetzt im Club. Seitdem finde ich im Netz Suchanfragen wie "Annette Frier" und "Schlaganfall". Ich sag Ihnen, ich werde das alles künstlerisch verarbeiten: Meinen gesamten Erfahrungsschatz, wie man binnen fünf Jahren von einer jungen Mutter - zack! - zu einer jungen Großmutter wird. Da können Sie Gift drauf nehmen (lacht). Ich freu mich schon darauf ...

teleschau: Sie sind nicht nur Schauspielerin, sondern auch Komikerin. Ihnen liegt das Spontane. Ist schon mal ein Gag so richtig nach hinten losgegangen, sodass Sie am liebsten im Erdboden versunken wären?

Frier: Humor ist risikobehaftet, das stimmt. Ich will bei der Arbeit, aber auch in meinem Leben so spontan wie möglich agieren. So richtig auf die Schnauze gelegt hab ich mich damit noch nie. Oder ich erinnere mich nicht mehr. Jedenfalls haben mich kleine Stop-Schilder nie davon abgehalten, diesen Weg zu gehen.

teleschau: Sie wirken bei Auftritten in Shows oder Impro-Comedys auch nie aufgeregt. Kennen Sie kein Lampenfieber?

Frier: Doch, doch, das kenne ich. Bei aller Spontaneität mache ich mir vorher bewusst, wozu ich jeweils geladen bin. Dann kann gar nicht so viel schiefgehen. Ich habe keine Lust, mit Angst zu arbeiten, und ich bin meines Wissens auch noch nie dafür engagiert worden, Angst auszustrahlen. (lacht)