Billie Eilish mag es hart und soft: Das sind die Musik-Highlights der Woche

Aktuelle Tipps Slash, Beth Gibbons und Billie Eilish, die auch mit "Hit Me Hard And Soft" wieder die hohen Erwartungen erfüllt, weil sie vorab alle Erwartungen ausblendete: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.

Sie hat's wieder geschafft: Mit ihrem Drittwerk "Hit Me Hard And Soft" ist Billie Eilish ein abwechslungsreiches Pop-Highlight gelungen, das Maßstäbe setzt und erneut in vielen Jahres-Bestenlisten auftauchen dürfte. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Slash und Portishead-Sängerin Beth Gibbons.

Billie Eilish - Hit Me Hard And Soft

Die ganz große Popkultur-Schnappatmung, die noch rund um die Veröffentlichung von Billie Eilishs Debüt "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?" (2019) herrschte, gibt es heute nicht mehr. Und doch hat sich das Wunderkind von damals inzwischen als eine der bedeutendsten Künstlerinnen der Pop-Gegenwart etabliert, die weiterhin von einem Erfolg zum nächsten eilt. Ihre atemberaubende Bilanz bis jetzt: Mit erst 22 Jahren hat Billie Eilish bereits neun Grammys sowie je zwei Golden Globes und zwei Oscars gewonnen. Jetzt der neue große Wurf: "Hit Me Hard And Soft", ihr drittes vollwertiges Studioalbum.

Schon der Titel "Hit Me Hard And Soft" verspricht eine große stilistische Bandbreite (und kleine Anzüglichkeiten). Harte Bässe und schwere Grooves, dann wieder viel Zartes und Intimes, dazwischen manches Experiment und viel Intuition. Billie Eilish befindet sich als Musikerin inzwischen in einer Position, in der Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen von allen Seiten an ihr zerren. Und doch hat sie es (zumindest bis hierhin) geschafft, sich ein hohes Maß an künstlerischer Freiheit zu bewahren. Wahrscheinlich ist gerade deshalb auch "Hit Me Hard And Soft" wieder ein sehr gutes Pop-Album geworden, das hervorsticht.

Billie Eilish arbeitete bei dem erneut sehr kontrastreichen Songmaterial (zehn Titel insgesamt) wie gehabt eng mit ihrem Bruder Finneas zusammen, ansonsten ließ sie sich nicht groß hereinreden. Sie und Finneas hätten das Album so aufgenommen, als würde es hinterher niemand hören, erklärt Eilish. Sogar auf die Veröffentlichung offizieller Vorab-Singles wurde verzichtet - im großen Pop-Business eigentlich ein No-Go. Aber, klar: Man wird dieses Album hören. Die ersten Kritiken fielen durchweg positiv aus (es ist vielfach die Rede von Eilishs bislang stärkstem Werk), und nach den Nummer-eins-Erfolgen und zahlreichen Rekorden der ersten beiden Platten wäre es schon eine riesige Überraschung, wenn nicht auch "Hit Me Hard And Soft" wieder ganz oben landet.

Slash - Orgy Of The Damned

Slash: Wer den Namen liest oder hört, hat sofort ein konkretes Bild vor Augen und einen ganz bestimmten Klang im Ohr. Da sind die Lockenmähne, die Sonnenbrille, der Zylinder, vielleicht noch eine Kippe im Mundwinkel, und aus den Lautsprechern dröhnt harte, virtuose Gitarrenmusik. Slash steht für Rock'n'Roll in seiner wildesten, urtümlichsten Form - mit oder ohne Guns N'Roses. Doch jetzt, im Herbst seiner Karriere, geht der 58-jährige den Weg, den auch schon viele andere Rockstars vor ihm gingen, wenn sie genug vom Exzess hatten. Er führt zum Blues.

Dass Slash sich musikalisch ein Stück weit vom Abriss-Rock früherer Tage abwendet, ist an sich keine große Überraschung - er soll in den letzten Jahren merklich zur Ruhe gefunden haben. Ansonsten würde er inzwischen wohl auch nicht mehr leben. Und so weit, wie man zunächst vielleicht annehmen könnte, ist sein Weg hin zum Blues auch gar nicht.

"Orgy Of The Damned" nennt der 58-Jährige seine "Hommage an den Blues", mit der er zwölf Genre-Klassiker "neu belebt". Und weil er selbst kein Sänger ist und sich stattdessen lieber weiterhin auf die Arbeit an den sechs Saiten konzentriert, hat Slash zahlreiche Promi-Gäste ins Studio geholt, die zusätzlich aufhorchen lassen. Mit Billy Gibbons (ZZ Top) spielt er "Hoochie Coochie Man", AC/DC-Frontmann Brian Johnson unterstützt ihn bei "Killing Floor", und Iggy Pop singt "Awful Dream". Eine Menge Musikgeschichte also, zusammengefasst auf zwölf Songs mit insgesamt 70 Minuten Spielzeit.

Beth Gibbons - Lives Outgrown

Mancher Fan wird dieser Tage sicher wieder die alten CDs entstauben. Trickys "Maxinquaye", "Mezzanine" von Massive Attack, oder eben "Dummy", jenes legendäre Sadpop-Meisterwerk von Portishead, das bis heute als eines der besten Alben der 90-er gefeiert wird. Beth Gibbons ist wieder da, die ikonische Frontfrau von Portishead, und mit ihr natürlich auch die Erinnerung an die TripHop-Ära. Nachdem man zuletzt (jenseits der Avantgarde-Nische) kaum noch etwas von ihr hörte, präsentiert Gibbons jetzt, mit 59 Jahren, ihr offiziell erstes Soloalbum "Lives Outgrown".

An den Sound von früher erinnert hier nur wenig, und "Lives Outgrown" ist definitiv kein verkapptes neues Portishead-Album. Weil das alles zu lange her ist, weil Beth Gibbons sich als Künstlerin nicht gerne wiederholt und vor allem, weil in diesen neuen Liedern ihre ganz persönliche Sicht auf das Leben im Vordergrund steht. Nach eigenen Angaben werkelte Gibbons, immer wieder geschüttelt von privaten Tiefschlägen, zehn Jahre lang an dieser bittersüßen, betörenden Kammerpop-Platte. Unter anderem singt sie von Verlust und Zerfall, vom Leben als "Bürde" und vom Tod. Das also hat sich über all die Jahre nicht geändert: Beth Gibbons sucht ihre Melodien weiterhin im Abgründigen, und sie findet dort auch mit "Lives Outgrown" wieder viel Schönes.

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